Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich, wünscht sich als Folge des 500. Reformationsjubiläums eine Profilschärfung im Protestantismus und ein selbstbewussteres Auftreten evangelischer Christen. Es gehe darum, "das Jammern auf hohem Niveau" zu beenden, um zu zeigen, dass Kirche eine kreative Kraft für die gesamte Gesellschaft sein kann, sagte Ulrich am Freitag am Rande der Jahrestagung der VELKD-Generalsynode in Bonn.
Nur wenn die evangelische Kirche Verzagtheit ablege und sich mit Menschen anderer Meinung ernsthaft auseinandersetze, sei wirklicher Dialog möglich. "Aus dieser Spannung heraus wächst Identität", sagte der Landesbischof der Nordkirche mit Verweis auf Veranstaltungen im zurückliegenden Festjahr. Als Beispiel nannte er, dass die Nordkirche den Autor Feridun Zaimoglu für ein Theaterstück über Martin Luther gewonnen habe, dass eine neue Sicht auf den Reformator eröffnete habe.
Irritiert äußerte sich Ulrich über einen "Papst-Hype" in einigen lutherischen Kirchen, der dazu führe, dass die Idee des katholischen Kirchenoberhauptes als Sprecher der gesamten Christen neu befeuert werde. "Der Mensch Franziskus kann das, aber der Papst nicht", betonte der oberste Repräsentant der deutschen Lutheraner.
Die am Donnerstag aufgenommenen Beratungen der sieben in der VELKD zusammengeschlossenen lutherischen Landeskirchen bilden den Auftakt der Jahrestagung evangelischer Kirchenparlamente in Bonn. Im Mittelpunkt der Synodentagungen stehen eine Bilanz der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum und der Blick auf Zukunftsperspektiven für die evangelische Kirche in einer säkularen Gesellschaft. Am Sonntag beginnt die viertägige Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).