Myanmar wehrt sich gegen den Vorwurf des UN-Sicherheitsrates, die muslimischen Rohingya brutal zu verfolgen: Das Büro von De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi erklärte am Mittwoch, die Kritik könne den Gesprächen zwischen Bangladesch und Myanmar über eine Rückführung der Rohingya-Flüchtlinge "ernsthaft schaden".
Das UN-Gremium hatte Myanmar am Montag aufgefordert, die Militäroffensiven gegen die Rohingya zu stoppen. Mehr als 600.000 Rohingya sind seit Ende August ins benachbarte Bangladesch geflohen. Die Lage der Flüchtlinge ist laut dem Kinderhilfswerk "Save the Children" ein Alptraum. Mehr als die Hälfte von ihnen seien minderjährig, sagte die Geschäftsführerin der deutschen Sektion der Hilfsorganisation, Susanna Krüger, dem Evangelischen Pressedienst (epd), während eines Besuchs der Grenzstadt Cox's Bazar in Bangladesch.
"Etwa 25 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind mangelernährt, und trotz aller Bemühungen sterben auch täglich Kinder", betonte Krüger und sprach von Traumatisierungen. "Manche Flüchtlinge berichten, dass sie Selbstmordgedanken hegen, sollten sie zurück nach Myanmar geschickt werden." Bangladesch habe schon vor der aktuellen Krise etwa 400.000 Rohingya aufgenommen, so dass nun rund eine Million Menschen versorgt werden müssten.
Suu Kyis Regierung erklärte unterdessen, die Krise könne nur bilateral zwischen Myanmar und Bangladesch gelöst werden. Kürzlich nahmen beide Länder Verhandlungen über eine Rückführung der Rohingya auf. Ein Ergebnis steht noch aus. Zuletzt hatte Myanmar Bangladesch vorgeworfen, eine Einigung hinauszuzögern, um sich Millionen Dollar an internationaler Hilfe zu sichern. Bangladesch wies dies scharf zurück.
Im Westen des buddhistisch geprägten Landes Myanmar kommt es seit 2012 immer wieder zu Pogromen gegen die Rohingya. Der Konflikt flammte erneut auf, nachdem sich eine Rohingya-Miliz Ende August zu Angriffen auf Polizei- und Armeeposten bekannt hatte. Das Militär schlug brutal zurück. Die Vereinten Nationen und Menschenrechtler werfen der Armee Verbrechen gegen die Menschlichkeit und "ethnische Säuberungen" an der muslimischen Volksgruppe vor.
Krüger rief zu humanitärer Hilfe für die Rohingya auf, nicht nur für Cox's Bazar. Hilfsorganisationen müssten auch wieder Zugang zu den Rohingya-Gebieten in Myanmar erhalten. "Für eine umfassende politische Lösung können nicht nur Myanmar und Bangladesch in die Pflicht genommen werden, sondern auch Staaten wie China und andere globale Mächte", betonte Krüger.