Vor der Weltklimakonferenz hat "Brot für die Welt" von der Staatengemeinschaft konkrete Finanzzusagen für die ärmsten Länder gefordert. Angesichts der Unwetter und Hurrikans in Amerika und Asien sowie der Dürre in Ostafrika müsse der UN-Klimagipfel ambitionierte Ergebnisse liefern, sagte die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks, Cornelia Füllkrug-Weitzel, am Donnerstag in Berlin. Dies gelte umso mehr, da US-Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen wolle.
Wetterextreme zwingen Menschen in ärmeren Ländern häufiger zur Flucht als die Bewohner wohlhabender Staaten. Das Fluchtrisiko wegen Unwetter, Stürmen oder Überschwemmungen sei in ärmeren Ländern fünffach höher, erklärte die Entwicklungsorganisation Oxfam als Ergebnis einer Studie. Zwischen 2008 und 2016 hätten im Durchschnitt jährlich 14 Millionen Menschen aus ärmeren Ländern und damit 0,42 Prozent der dortigen Bevölkerung ihre Wohnorte fluchtartig verlassen, um Schutz vor Unwetterkatastrophen zu suchen. In reichen Ländern seien es knapp eine Million Menschen oder 0,08 Prozent der Bevölkerung gewesen.
Die UN-Klimakonferenz tagt unter dem Vorsitz Fidschis vom 6. bis 17. November in Bonn. "Brot für die Welt" und die Entwicklungsorganisation Germanwatch forderten vor allem Finanzzusagen für Schäden und Verluste, die arme Länder bereits durch den Klimawandel erlitten haben. Alle Staaten tragen laut Füllkrug-Weitzel die Verantwortung, die Folgen der Erderwärmung gemeinsam zu stemmen und den bereits massiv betroffenen Menschen zu helfen.
Als kleinen Lichtblick wertet "Brot für die Welt" die Klimarisikoversicherungen, für die sich Deutschland engagiert: Allerdings griffen diese Policen nur bei kurzzeitigen extremen Wetterereignissen und reichten deshalb nicht aus.
"Brot für die Welt", die Entwicklungsorganisation Germanwatch und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderten einen raschen Ausstieg aus der Kohleenergie in Deutschland. "Wenn nicht die Stilllegung der Hälfte der Kohlekraftwerke bis 2020 in den Koalitionsverhandlungen beschlossen wird, wird das deutsche Klimaziel für 2020, die Emissionen gegenüber 1990 um 40 Prozent zu verringern, krachend verfehlt", warnte Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.
Vor Beginn des Weltklimagipfels demonstrieren Aktivisten für mehr Klimagerechtigkeit. Mehr als 1.000 Teilnehmer wollen am Sonntag Bergbauanlagen im rheinischen Braunkohlerevier in der Kölner Bucht blockieren, wie das Bündnis "Ende Gelände" ankündigte. "Es ist absurd, dass in Bonn über Klimaschutz verhandelt wird, während in Berlin der Kohleausstieg blockiert wird", sagte Sprecherin Dorothee Häußermann. "Alle Absichtserklärungen zum Pariser Klimaschutz-Abkommen bleiben Schall und Rauch, solange die Industrie in Deutschland die Klimakrise mit Kohlekraftwerken weiter befeuert."