Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert fordert gemeinsame Abendmahlsfeiern von Katholiken und Protestanten. Er sei "ganz offenkundig nicht der Einzige, der von dem Bedürfnis spricht, das gefühlte Zusammengehören der Christen auch nach außen sichtbar werden zu lassen; und dies nicht zuletzt durch die gemeinsame wechselseitige Einladung zum Abendmahl", betonte er nach Angaben von Radio Vatikan vom Mittwoch. Es gebe "keine überzeugenden theologischen Argumente" gegen wechselseitige Einladungen zum Abendmahl.
Lammert bezeichnete den im Dialog zwischen Katholiken und Protestanten häufig verwendeten Begriff der "versöhnten Verschiedenheit" als verdeckte Kapitulationserklärung. Anlässlich eines Vortrags in der katholischen deutschen Nationalkirche in Rom zum Reformationsjubiläum äußerte er Zweifel daran, dass das unterschiedliche Amts- und Kirchenverständnis die Spaltung der Kirchen rechtfertigen könne. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. habe als Theologe beim Zweiten Vatikanischen Konzil bereits vor fünfzig Jahren darauf hingewiesen, dass Kirchenstrukturen zu einem Haupthindernis auf dem Weg zum Glauben geworden seien.
Der ehemalige Bundestagspräsident begrüßte, dass das 500. Reformationsjubiläum nicht wie in vergangenen Jahrhunderten von einem Pochen auf die eigene, konfessionelle Auffassung, sondern von der Betonung von Gemeinsamkeiten geprägt gewesen sei. Verleumdungen wie früher seien unterblieben.