Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nannte am Dienstagabend in Berlin die Feiern in seinem Bundesland nicht weniger als ein Wunder, nachdem zu DDR-Zeiten befürchtet werden musste, dass die Weitergabe des Glaubens komplett abreißen würde. Als Erfolg wertete er, dass in diesem Jahr von Wittenberg aus auch viele säkulare Besucher mit neuen Fragen und Gedanken nach Hause gefahren seien. EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann nannte die Feiern "ein riesengroßes Experiment", das gelungen sei. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, mahnte, auch nach dem 31. Oktober weiter über Reformation zu sprechen.
Veranstalter der Podiumsdiskussion waren die Evangelische Akademie zu Berlin und das Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Die Runde stand unter der Überschrift "Reformation 500plus - Was kommt nach den Feiern?".
Dabei mahnte der Geschäftsführer des Spitzenverbands deutscher Kulturvereine, Zimmermann, eine ehrliche Abschlussbilanz an. Es könne nicht nur darum gehen, dass schön zusammen gefeiert worden sei. Angesichts eines von ihm überschlagenen Ressourceneinsatzes von einer viertel Milliarde Euro müsse auch die Frage gestellt werden, ob "wir auch in der Menge die Leute erreicht haben, die wir erreichen wollten". Zimmermann gehört selbst der evangelischen Kirche an und ist Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).
Sachsen-Anhalt stolz "im Fokus" zu stehen
Der Magdeburger Regierungschef Haseloff erinnerte an die schwierigen Rahmenbedingungen des 500. Reformationsjubiläums in einem entkirchlichten Umfeld. Zum 450. Reformationsjubiläum 1967 habe die DDR den Reformationstag als Feiertag abgeschafft, nach der Wende 1989/90 habe ihn sich das Kernland der Reform zurückgeholt, nun werde er erstmals wieder bundesweit begangen. Zwar brauche es einen langen Atem für einen neuen Aufbruch zum Christentum, fügte Haseloff hinzu. Viele Menschen in Sachsen-Anhalt seien aber stolz darauf, dass sie "im Fokus der Welt" gestanden hätten.
Die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, Käßmann, unterstrich, eine solche Zusammenarbeit von Kirche und Partnern aus Wissenschaft, Kultur und Medien wie bei der Ausrichtung des Reformationsjubiläums habe es nie zuvor gegeben. Als Themen für die Zukunft sieht die Frage an, wie künftig über Glauben in einer säkularen Welt gesprochen werden kann: "Wie kann Christsein keine Fremdsprache sein, die andere nicht verstehen?" Das andere große Zukunftsthema sei der weitere Dialog der Religionen.
Festakt zum Finale
Zum Finale des Reformationsjubiläums sind für den 31. Oktober ein Gottesdienst und ein staatlicher Festakt in Wittenberg geplant. Der Reformationstag ist in diesem Jahr erstmals bundesweit ein Feiertag.
Am 31. Oktober 1517 schlug der Überlieferung zufolge Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen für Reformen in der Kirche an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Seine Kritik an der römischen Kirche löste die weltweite Reformation aus, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.