"Klar: Am Anfang war es nicht so gut besucht, wie wir es uns erhofft hatten", sagte Käßmann der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" laut Vorabbericht vom Mittwoch. Ende August sei in der Stadt jedoch kein Hotelzimmer mehr zu bekommen gewesen. "Und wer die Weltausstellung erlebt hat, ist begeistert", fügte die Theologin hinzu.
Käßmann wollte sich noch nicht festlegen, ob das Ziel von einer halben Million Besuchern erreicht wird. Die am 20. Mai eröffnete Ausstellung ende erst am Sonntag, sagte sie. Doch es sei "schon mal wunderbar", dass 300.000 Menschen das 360-Grad-Panorama "Luther 1517" des Künstlers Yadegar Asisi gesehen hätten, das seit dem Oktober 2016 geöffnet ist.
Die Weltausstellung in den Wallanlagen der Lutherstadt sei "kein Selbstläufer" gewesen. "Es war ein Experiment", sagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Im Laufe des Sommers sei der Zuspruch indes deutlich gestiegen, auch wenn angesichts der jahrelangen Vorbereitungen auf das Jubiläumsjahr "Gemeinden und Landeskirchen ganz viel vor Ort auf die Beine gestellt haben". "Ich hatte gehofft, dass jede deutsche evangelische Kirchengemeinde in diesem Jahr einmal nach Wittenberg fährt", sagte Käßmann.
Die evangelische Kirche feiert noch bis Ende Oktober 500 Jahre Reformation. 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Bei der Weltausstellung mit dem Titel "Tore der Freiheit" präsentierten sich Kirchen, Organisationen und Kulturschaffende am Ursprungsort der Reformation und boten ein umfassendes Programm.
EKD-Reformationsbotschafterin Käßmann kündigte an, falls der Reformationssommer mit einem finanziellen Defizit enden sollte, werde das mit den Landeskirchen besprochen. "Eine genaue Auswertung habe ich noch nicht", sagte sie. "Aber wenn die evangelische Kirche das Reformationsjubiläum nicht genutzt hätte, wäre ihr das als ein Riesenfehler vorgeworden worden", betonte die Theologin.