Der Bischof stellte sich am Freitagabend eine Stunde lang live auf seiner Facebook-Seite den Fragen von Usern. Gefragt er wurde etwa, ob das Grundgesetz oder die Bibel heiliger sei, was Erlösung bedeute und warum man in der evangelischen Kirche das Gefühl habe, "in einer Gruppentherapie zu sitzen mit dem wöchentlichen Motto 'Habt euch lieb'".
Für Bedford-Strohm war der Auftritt eine Premiere: Seit Jahren zwar postet er fleißig auf Facebook. Er habe aber schon länger die Idee gehabt, das soziale Netzwerk einmal dafür zu nutzen, um über Glaubensfragen live ins Gespräch zu kommen, schrieb er in seiner Ankündigung zum Talk. Während seiner Sendung am Freitagabend sagte er, das Schöne an dem Format sei, "spontan und authentisch zu antworten". Am Samstagmorgen gab es mehr als 100 Likes, rund 4.600 Aufrufe und mehr als 160 Kommentare zum Video.
Die Reaktionen der Zuschauer waren durchweg positiv: In den Kommentaren hieß es unter anderem "Tolles Format", "Freu mich auf die nächste Sendung", "Sie sind mal ein guter Protestant" oder "Experiment total gelungen".
In dem Facebook-Talk sagte Bedford-Strohm etwa, seine Vorstellung vom Jüngsten Gericht sei, dass der Film des Lebens an einem vorüberziehe und man sehe, was man alles versäumt habe im Leben. "Und ich schäme mich in einem Maße, das ich mir gar nicht vorstellen kann. Das ist die Hölle", erklärte der Theologe. An die ewige Verdammnis dagegen glaube er nicht. "Gott will das Leben und nicht den Tod." Biblische Gerichtstexte seien wie Warnschilder im Straßenverkehr zu verstehen: "Fahr vorsichtig, so dass du nicht am Baum landest." Sie wollten die Menschen darauf hinweisen, dass es darauf ankomme, wie man lebe.
"Ich glaube, dass Gott niemanden aufgibt", sagte Bedford-Strohm weiter. Das bedeute aber nicht, dass es dann alles nicht so relevant sei, was "wir Menschen so tun". Er glaube, dass nach dem Tod die Wahrheit über das Leben auf den Tisch komme. "Es wird nicht vergessen, wo wir andere Menschen verletzt haben, wo wir mies waren anderen Menschen gegenüber." Das sei auch notwendig allein um der Opfer willen. "Nichts Schlimmeres könnte ich mir vorstellen, als dass das Leiden der Opfer einfach vergessen wird", betonte der evangelische Theologe.