Zugleich ermutigte der Erzbischof der Hauptstadt Manila die Familien, deren Angehörige getötet wurden, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz der Philippinen, Erzbischof Socrates Villegas. "Unsere Nation befindet sich im Chaos", sagte er. "Diejenigen Offiziellen, die töten, werden belohnt, die Toten hingegen werden beschuldigt." Zugleich riefen Tagle und Villegas zu Gebeten für die Opfer auf.
Präsident Rodrigo Duterte hatte zur Tötung von Drogendealern und -konsumenten aufgerufen. Seit seinem Amtsantritt im Juni 2016 wurden Schätzungen zufolge rund 8.000 Menschen wegen mutmaßlicher Drogendelikte von Polizisten, Auftragskillern und bewaffneten Banden getötet.
Mehr als 80 Prozent der über 100 Millionen Einwohner auf den Philippinen sind Katholiken. Die Mahnung der katholischen Kirche erfolgte nach der wohl bislang blutigsten Woche im sogenannten Anti-Drogen-Feldzug. So waren nach Medienberichten in mehreren Nächten mindestens 80 Menschen getötet worden.
Besondere Empörung hatte der Mord an einem 17-Jährigen ausgelöst. Augenzeugen zufolge hatten Polizisten ihn dazu gezwungen, eine Waffe in die Hand zu nehmen, sie zu benutzen und dann wegzurennen, nur um den Jungen anschließend töten zu können. Selbst Anhänger Dutertes im Senat kritisierten diese Grausamkeit. Menschenrechtler sprechen von staatlich sanktionierten Morden. Die Opfer des "Anti-Drogen-Kriegs" waren bislang vor allem arme Slumbewohner.