US-Präsident Donald Trump hat die rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville (Virginia) verurteilt. Rassismus sei böse, sagte Trump am Montag (Ortszeit) in Washington. Diejenigen, die im Namen des Rassismus Gewalt ausübten, seien "Kriminelle und Schläger", einschließlich des Ku-Klux-Klan, der Neo-Nazis und anderer Hassgruppen. Eine solche eindeutige Reaktion des Präsidenten war bereits unmittelbar nach den Gewalttaten am Samstag erwartet worden. Trumps Zögern hatte in den USA heftige Empörung ausgelöst.
Trump hatte nach den Ausschreitungen am Samstag zunächst lediglich von Gewalt "auf vielen Seiten" gesprochen, was auch in seiner eigenen Partei auf massive Kritik gestoßen war. Die Gewalt sei nicht von "vielen Seiten" ausgegangen, worden, erklärte der Justizminister von Virginia, der Demokrat Mark Herring, sondern von Rassisten.
Verurteilung "nicht glaubwürdig"
Der deutsche Rechtsextremismusexperte Hajo Funke hält Trumps Verurteilung der rassistischen Gewalt in Charlottesville nicht für glaubwürdig. "Er versucht, den Kontakt und die Unterstützung der weit rechts stehenden Kräfte zu erhalten", sagte der emeritierte Politikprofessor der Freien Universität Berlin am Dienstag dem Radiosender WDR 5. Trumps Verurteilung der Rechtsextremisten zwei Tage nach den Ausschreitungen sei nicht glaubwürdig.
Der Weltkirchenrat in Genf äußerte sich bestürzt über die Gewalt in Charlottesville. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, verurteilte am Montagabend Terror und Gewalt gegen friedliche Menschen, die Gerechtigkeit in Charlottesville gesucht haben. Der Weltkirchenrat stehe in Solidarität mit denen, die sich mit gewaltfreien Mitteln gegen Rassismus und Extremismus einsetzen.
Unterdessen nahm eine zunächst friedliche Solidaritätskundgebung für Charlottesville in Durham (North Carolina) eine Wende, als Demonstranten am Montag eine Statue zur Erinnerung an die Geschichte der konföderierten Staaten mit Gewalt von ihrem Sockel holten, wie US-Medien berichteten. "Der Rassismus und die tödliche Gewalt in Charlottesville sind nicht zu tolerieren, aber es gibt bessere Wege, um diese umstrittenen Denkmäler zu entfernen", erklärte der Gouverneur von North Carolina, Roy Cooper, auf Twitter.
Die konföderierten Südstaaten kämpften im amerikanischen Bürgerkrieg für die Beibehaltung der Sklaverei. Erst im Jahr 1865 wurde die Sklaverei in den gesamten USA durch den Bürgerkrieg abgeschafft. Anlass der Demonstration in Charlottesville war die vom dortigen Stadtrat angeordnete Entfernung einer Statue von General Robert E. Lee, der im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) die Südstaaten angeführt hatte.
Rassismus als "Erbsünde der USA"
In der Universitätsstadt Charlottesville 180 Kilometer südwestlich von Washington hatten sich am Wochenende mehrere hundert zum Teil bewaffnete Rechtsextreme, Anhänger der Terrororganisation Ku-Klux-Klan und Neo-Nazis zu einem Fackelzug und zu Kundgebungen versammelt. Zahlreiche Menschen wurden bei Zusammenstößen mit Gegendemonstranten verletzt. Eine 32-jährige Frau kam ums Leben, als ein Pkw offenbar gezielt in Gegendemonstranten raste. Der Fahrer wurde verhaftet. Laut Medienberichten kommt er aus der rechtsextremen Szene. Zwei Polizisten starben beim Absturz ihres Hubschraubers, der wegen der Lage in Charlottesville im Einsatz war.
Auch Kirchen in den USA meldeten sich zu Wort. Der Bischofsrat der mehrheitlich schwarzen African Methodist Episcopal Kirche verurteilte "Hassverbrechen" und Terrorismus in Charlottesville. Trump hätte von Anfang an den rassistischen Hintergrund der Vorfälle ansprechen müssen, so die Anglikaner. Der katholische Kardinal Charles Chaput erklärte, Rassismus sei die "Erbsünde der USA", die nie ganz verheilt sei. Baptistenprediger Franklin Graham hingegen verteidigte Trump. Es sei absurd, dem Präsidenten Schuld zu geben. Trumps Gegner wollten Trump "für alles verantwortlich machen", schrieb Graham auf Facebook.