Der Irak hat eine fast zweitausend Jahre alte christliche Tradition.
Es bestehe sogar die große Gefahr, dass sich der Exodus fortsetze und die verbliebenen schätzungsweise 350.000 Christen das Land verlassen, betonte Prove. Eine Rückkehr "vieler Christen nach Mossul scheint sehr unwahrscheinlich", erklärte der Internationale Direktor. Die irakische Armee hatte im Juli den "Islamischen Staat" in der früheren Millionenstadt Mossul, in der eine große christliche Gemeinde beheimatet war, besiegt.
Prove unterstrich, dass die Christen, aber auch Angehörige anderer vertriebenen Minderheiten, Sicherheitsgarantien des irakischen Staates erwarteten. "Die körperliche Unversehrtheit steht nach den Gräueltaten der Terrormilizen des 'Islamischen Staates' im Mittelpunkt", sagte der Australier Prove, der mehrmals mit Delegationen des Ökumenischen Rates der Kirchen den Irak besuchte. Jeder Mensch im Irak müsse "leben können ohne Angst vor Gewalt und Unterdrückung".
Die Christen bräuchten auch rechtliche, soziale und wirtschaftliche Sicherheit im Irak, betonte der Lutheraner Prove. Christen und andere Minoritäten müssten gleichberechtigte Bürger sein, mit gleichen Chancen wie die muslimische Mehrheit. Der Direktor des Ökumenischen Rates der Kirchen befürchtet jedoch, dass der irakische Staat den Christen die nötigen Sicherheiten nicht geben kann.
Vor der US-geführten Irak-Invasion im Jahr 2003 hatten nach Schätzungen bis zu 1,5 Millionen Christen im Irak gelebt. Die Terrorkampagne des "Islamischen Staates" gegen Christen und andere religiöse Minderheiten, die um das Jahr 2014 einsetzte, führte zu der Flucht Hunderttausender Menschen aus dem Land. Das Territorium des heutigen Irak gehört zu den frühesten Siedlungsgebieten der Christen. Im Ökumenischen Rat der Kirchen sind 350 Kirchen mit mehr als 500 Millionen Christen zusammengeschlossen.