Wurden im Februar 2015 rund 97 Prozent der Anträge positiv beschieden, waren es im Juni 2017 nur noch rund 87 Prozent, berichtet die "Berliner Zeitung" (Mittwoch) unter Bezug auf eine Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage des außenpolitischen Sprechers der Grünen-Bundestagsfraktion, Omid Nouripour. Die meisten Jesiden bekämen einen Status als Flüchtlinge, lediglich eine Minderheit werde als asylberechtigt anerkannt.
Die deutlich gesunkene Anerkennung jesidischer Flüchtlinge offenbare die Heuchelei der Bundesregierung, kritisierte Nouripour. Auf der einen Seite leide sie in Sonntagsreden gerade mit den Jesidinnen, auf der anderen Seite verweigere sie ihnen zunehmend den Schutz, den sie offensichtlich benötigen.
Die Jesiden werden massiv von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verfolgt. So starben bei einem Überfall von IS-Milizen auf jesidisches Siedlungsgebiet am 3. August 2014 nach Angaben der Vereinten Nationen rund 5.000 Jesiden, weitere Tausende wurden entführt, und rund 430.000 mussten fliehen. Männer und Jungen, die nicht fliehen konnten oder zum Islam konvertieren wollten, wurden Augenzeugenberichten zufolge erschossen. Noch immer soll der IS in Syrien und im Irak nach Angaben eines früheren Opfers rund 1.000 jesidische Frauen und Mädchen in seiner Gewalt haben.