Eine Frist, die der Dachverband zur Klärung von Vorwürfen und für Änderungen der Aufsichtsstrukturen des evangelisch-freikirchlichen Sozialträgers Mitte Juli gesetzt hatte, sei am Montag ergebnislos verstrichen, teilte das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Dienstag in Berlin mit. Vom Diakoniewerk Bethel, das mehrere Krankenhäuser, Senioren- und Pflegeeinrichtungen betreibt, war bis zum Nachmittag keine Stellungnahme zu bekommen.
Bis Montag hätte zumindest eine Absichtserklärung des Sozialträgers eingehen müssen, dass Änderungen angestrebt werden, hieß es nach dem Ende der Frist beim Diakonischen Werk: "Da das mit dem Ablauf des 31.7. nicht geschehen ist, gehen wir davon aus, dass das Diakoniewerk Bethel gGmbH selber die Konsequenz zieht und seine Mitgliedschaft beendet."
Damit wäre für den Träger ein großer Imageverlust verbunden. In letzter Konsequenz dürfte er sich auch nicht mehr als Diakoniewerk bezeichnen, hieß es beim Dachverband: "Name und Marke Diakonie darf nur tragen, wer Mitglied ist."
Auch der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, Dachverband der Baptisten, hat Konsequenzen gefordert und erwägt einen Ausschluss des Sozialträgers. Der freikirchliche Bund habe das als gemeinnützige GmbH mit Sitz in Berlin organisierte Diakoniewerk Bethel unter anderem aufgefordert, unabhängige Kontrollinstanzen einzuführen und transparente Aufsichtsstrukturen zu schaffen, heißt es in einem Schreiben von Mitte Juli, das dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.
Sollte dem nicht nachgekommen werden, sei ein Gesellschafterwechsel beim Diakoniewerk Bethel unabdingbar, betont der Bund Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in dem Schreiben: "Ohne die erforderlichen Änderungen und ohne Klärung der erhobenen Vorwürfe sehen wir keine Basis für den Verbleib des Werkes im Status der Bekenntnisgemeinschaft." Seit dem Schreiben gebe es "keine neuen Entwicklungen", sagte der Sprecher des Baptisten-Bundes, Michael Gruber, dem epd am Dienstag in Elstal in Brandenburg.
Möglicher Ausschluss des Diakoniewerks im September
Wenn es beim Diakoniewerk Bethel weiter keine inhaltliche Rückmeldung zu den Vorwürfen gebe, "sehen wir uns gezwungen, unser zuständiges Vereinsorgan mit dem Vorgang zu befassen", betonte der Diakonie-Dachverband am Dienstag. Für Ausschlussverfahren ist der Diakonische Rat zuständig. Dieser werde sich in seiner nächsten Sitzung nach der Sommerpause mit dem weiteren Vorgehen beschäftigen. Sollte es bis dahin kein Einlenken des Sozialträgers geben, könne der Diakonische Rat den Vorstand des Berliner Diakonie-Dachverbandes damit beauftragen, den Ausschluss des Trägers vorzubereiten.
Das Diakoniewerk Bethel, das nichts mit den bekannteren Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel zu tun hat, steht nach Berichten über mögliche finanzielle Unregelmäßigkeiten in der Kritik. Der Vorstand Karl Behle soll Medienrecherchen zufolge durch Satzungsänderungen vor einigen Jahren die Kontrolle über den Träger übernommen haben. Sein Jahresgehalt soll mehr als 700.000 Euro betragen, außerdem soll er sich unter anderem Pensionsansprüche in Millionenhöhe gesichert haben.