Eine "revolutionäre" Casting-Show verspricht der Fernsehsender RTL 2 auf den großflächigen Werbeplakaten für "Curvy Supermodel". Ein Versprechen, dass schon mit den Plakaten direkt gebrochen wird. Da räkeln sich nämlich neun sehr leichtbekleidete Frauen, die alle eine Rolle als Model haben wollen. Wie immer in diesen Shows bleibt am Ende eine übrig, die dann auf den Sprung in das Jetset der Modewelt hoffen. Aber Schönheitswettbewerbe sind nicht revolutionär.
Die Botschaft, dass Kurven auch schön sind und Frauen nicht nur einem einzigen Schönheitsideal nacheifern sollen, klingt auf den ersten Ton ganz gut. "Endlich ein Format für Mädchen, die in dieser Modelbranche nicht so üblich sind", hat die Mutter der Gewinnerin der ersten Staffel gelobt, eben nicht "diese superschlanken Skelette". Aber das Einzige, was die Plus-Size-Ausgabe der Supermodel-Show von ihren Vorgängern unterscheidet, ist die zusätzliche Frage der Jury, wie die jungen Frauen damit zurechtkommen, "curvy" zu sein. Oder, wie Harald Glööckler in der ersten Staffel mal fragte: "Wie lange sind Sie denn schon 'curvy'"?
Ansonsten geht es um die gleiche Kritik an den Teilnehmerinnen, um die gleiche Konformität auf einen Branchen-Standard - nur eben ein paar Kleidergrößen höher. Hat sie Körperspannung und Ausstrahlung? Wie ist ihre Haut, wie lächelt sie? Kann sie laufen (auf dem Laufsteg natürlich)? Fragen, die man in dieser Sendung öfter hört.
Bekannte Plus-Size-Models wie Ashley Graham werben für ein positives Körperbild und dafür, dass man sich von niemandem sagen lassen soll, wie man auszusehen hat. Sie funktionieren damit natürlich auch als Vorbilder für junge Frauen, die ähnliche Figuren haben und dann nicht nur superschlanke Ideale vorgesetzt bekommen. Trotzdem werden die Teilnehmerinnen bei "Curvy Supermodel" in eine eigene Nische gesteckt, in ihr eigenes Segment von Schönheitsidealen. Da wird ihnen natürlich gesagt, wie sie auszusehen haben und wie sie sich verhalten müssen.
Revolutionär wäre, wenn RTL 2 eine Supermodel-Show veranstalten würde, in der alle Figuren gleich vertreten wären. Dann könnte sie auch einfach "Supermodel" heißen. So lange bleibt das "revolutionär" aber eine Farce.