Papst Franziskus hat die Amtszeit von Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation nicht verlängert. Zum Ende des ersten, fünfjährigen Mandats Müllers dankte der Papst dem ranghöchsten deutschen Kurienkardinal Vatikanangaben vom Samstag zufolge für seine Dienste. Gleichzeitig ernannte er den spanischen Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer zu Müllers Nachfolger. Der Jesuit war als Sekretär bislang zweiter Mann an der Spitze der Glaubenskongregation.
Italienischen Medienberichten zufolge war Müller ein anderes Kurienamt angetragen worden. Er habe dieses jedoch abgelehnt und werde daher voraussichtlich nach Deutschland zurückkehren. Franziskus hatte erst vor wenigen Tagen dem Präfekten des Wirtschaftssekretariats, George Pell, und damit einem anderen ranghohen Kurienkardinal, eine Auszeit gewährt. Der ehemalige Erzbischof von Sidney will sich in seiner Heimat Australien vor Gericht gegen Missbrauchsvorwürfe verteidigen.
Die Amtszeit Müllers als Präfekt der Glaubenskongregation läuft an diesem Sonntag aus. Er war einer der ersten Kurienchefs, die nach dem Pontifikatswechsel vom neuen Papst Franziskus im Amt bestätigt wurden. Dessen Vorgänger Benedikt XVI. hatte Müller zum obersten Glaubenshüter ernannt. Benedikt XVI. hatte vor seiner Wahl zum Papst für fast 25 Jahre selbst das Amt des Präfekten der Glaubenskongregration inne.
Im Vatikan hatte es vor Müllers Berufung nach Rom Vorbehalte wegen seiner Kontakte zu Befreiungstheologen gegeben. Der als konservativ geltende Theologe hatte die Öffnung der Kirche durch Franziskus im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und gemischt konfessionellen Ehepaaren nicht offen kritisiert. Indem er betonte, im Fall einer Trennung von Ehepaaren akzeptiere die katholische Kirche nur eine enthaltsame Lebensweise, schien er sich jedoch vom Papst abzusetzen. Gegenüber dem katholischen Fernsehsender ETWN rückte er zuletzt wiederverheiratete Geschiedene in die Nähe von Polygamie.