Die katholische Kirche lehnt die "Ehe für alle" ab. Angesichts der für diese Woche geplanten Bundestagsabstimmung darüber bekräftigte der Münchner Kardinal Reinhard Marx am Mittwoch die katholische Position, wonach die Ehe eine Verbindung zwischen Mann und Frau und prinzipiell offen für Kinder ist. "Wir sind der Auffassung, dass der Staat auch weiterhin die Ehe in dieser Form schützen und fördern muss", erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. Vonseiten der evangelischen Kirche gab es dagegen viel Zustimmung, aber auch Skepsis.
Marx nannte es bedauerlich, "wenn dieser Ehebegriff aufgelöst werden soll und damit die christliche Auffassung von Ehe und das staatliche Konzept weiter auseinandergehen". Auch wegen der von vielen Seiten geäußerten verfassungsrechtlichen Bedenken sei es völlig unangemessen, eine "solche gesellschaftspolitische Grundentscheidung in diesem überstürzten Verfahren zu fällen".
Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Verantwortung
Nach Ansicht des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung indes würde die "Ehe für alle" eine lange Geschichte der Diskriminierung beenden. Sie wäre auch keine Schwächung der Ehe, wie manche befürchteten, sagte Jung dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vielmehr würde sie "die Ehe als Schutzraum verbindlich und verantwortungsvoll gelebter Partnerschaft stärken".
Positiv zu dem Gesetzesvorhaben äußerte sich auch der hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister: "Menschen leben nicht nur in der Ehe zwischen Mann und Frau, sondern auch in anderen Beziehungsformen in Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Verantwortung miteinander." Seine Kirche segne gleichgeschlechtliche Paare in der gleichen Weise wie Ehen zwischen Mann und Frau.
Die SPD-Politikerin Kerstin Griese, Mitglied im Rat der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), sagte dem epd, auch für sie stünden "Vertrauen, Verantwortung und Verlässlichkeit im Mittelpunkt" von Beziehungen - egal ob homo- oder heterosexuell. Sie werde gern für die "Ehe für alle" stimmen und halte dies mit evangelischer Ethik vereinbar.
Skepsis vor Veränderung
Die Deutsche Evangelische Allianz, ein theologisch konservativer protestantischer Verband, bekräftigte dagegen ihr Festhalten am tradierten Eheverständnis. Bei dem Gesetzentwurf gehe es nicht nur um die Beseitigung von Diskriminierung, sondern um eine "normative Veränderung", nämlich die Abschaffung eines als überholt empfundenen Ehebegriffs. Werde dieser aufgelöst, ergäben sich weitere Fragen, etwa ob auch Polygamie oder Geschwister-Ehen legalisiert werden sollten, erklärte die Allianz in Bad Blankenburg.
Skeptisch gegenüber der "Ehe für alle" zeigte sich auch die Landesbischöfin der mitteldeutschen Kirche, Ilse Junkermann. Notwendig sei Respekt für homosexuelle Paare, sagte sie dem MDR. Daher setze sie sich auch für deren Recht auf Adoption ein. Den Begriff der "Ehe" auch auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften anzuwenden, belaste aber "das Verständnis zwischen der besonderen Beziehung zwischen Mann und Frau", so Junkermann. Bei der kirchlichen Segnung für gleichgeschlechtliche Paare werde nicht die "Ehe", sondern die "Partnerschaft" gesegnet.
Der Bundestag wird voraussichtlich am Freitag über die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben entscheiden. Der Rechtsausschuss entschied am Mittwoch, noch für diese letzte Sitzungswoche vor der Sommerpause eine Abstimmung anzusetzen.