Borgolte beklagt darin eine "überhitzte Debatte" von christlicher und muslimischer Seite in den vergangenen Monaten. Dazu zählt er auch den Vorschlag einiger Berliner evangelischer Theologie-Professoren von der Humboldt-Universität, statt eines Instituts gleich eine große Fakultät der Theologien unter Einbeziehung von Protestanten, Muslimen, Juden und Katholiken zu gründen. Der Vorschlag kam unter anderem von dem Leiter des Forschungsbereichs Religion und Politik an der Humboldt-Universität, Rolf Schieder.
Zwar seien die Protagonisten dieser Idee wegen juristischen, administrativen und theologischen Bedenken unverkennbar in die Defensive geraten, schreibt Borgolte. Jetzt eröffne aber der Frankfurter Erziehungswissenschaftler Harry Harun Behr eine neue Front mit dem Vorschlag, das Institut und die islamische Theologie an der Schnittstelle von Religion, Bildung, Migration, Gender-, Gewalt- und Rassismusforschung anzusiedeln. Das sei ein "gewiss diskutabler" Vorschlag, so Borgolte. Ärgerlich sei allerdings, dass Behr behaupte, an dem Institut sollte eine "Theologie von vorgestern" praktiziert werden, ohne dass er Einsicht in die laufenden Prozesse habe.
Die Gründung des Instituts sei kein überflüssiges Privileg für die Muslime, sondern "praktizierte Religionsfreiheit", die der Staat "nach unserer Verfassung auch Muslimen zuzugestehen hat", betonte der Gründungsbeauftragte.
Das Institut soll unter anderem mit fünf Professuren ausgestattet werden. Der Studienbetrieb soll zum Wintersemester 2018/2019 aufgenommen werden. Für die Finanzierung der akademischen Ausbildung von Imamen und Islamlehrern an dem Institut stellt das Land Berlin bis 2022 insgesamt rund 13 Millionen Euro zur Verfügung. Damit gibt es dann in Deutschland neben Tübingen, Münster, Osnabrück, Erlangen-Nürnberg und Frankfurt am Main sechs universitäre Standorte mit Lehrstühlen für islamische Theologie.