Musik und Reformation: Auch das Leipziger Bachfest kommt im Jubiläumsjahr 2017 nicht an der Wirkung Martin Luthers (1483-1546) vorbei. Der Reformator habe eine enorme Bedeutung für die Kirchenmusik in Mitteldeutschland gehabt, sagte Bachfest-Dramaturg Michael Maul am Mittwoch in Leipzig. Zugleich habe niemand Luthers Bibelübersetzung "so nachhaltig in Musik gesetzt" wie Barockkomponist Johann Sebastian Bach (1685-1750). Bach war 27 Jahre lang Thomaskantor in Leipzig. Das diesjährige Bachfest ihm zu Ehren beginnt am Freitag.
Unter dem Motto "Ein schön new Lied - Musik und Reformation" stehen dabei bis 18. Juni laut Bach-Archiv 120 Konzerte und Vorträge an 25 Orten auf dem Programm. Haupt-Spielorte sind Thomas- und Nikolaikirche sowie das städtische Gewandhaus. An den Konzerten sind mehrere Leipziger Musik-Ensembles beteiligt, darunter der berühmte Thomanerchor, das Gewandhausorchester und das MDR-Sinfonieorchester. Auch in Eisleben und Naumburg soll es demnach Veranstaltungen geben.
Bislang seien rund 17.000 Tickets verkauft worden, sagte der Geschäftsführer des Bach-Archivs, Alexander Steinhilber. Das entspreche einer Auslastung von knapp zwei Dritteln. Rund ein Drittel der Karten im Vorverkauf ging demnach wie in den Vorjahren ins Ausland. Größter Abnehmer seien mit 1.300 Karten erneut die USA gewesen, gefolgt von den Niederlanden mit rund 700 Tickets.
Insgesamt seien Karten in 41 Länder verkauft worden. "Damit sind wir so international wie nie", sagte Steinhilber. Um dem gerecht zu werden, gebe es in diesem Jahr neben den Programmheften auch die Einführungsvorträge zu Konzerten sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch. Ebenfalls zum ersten Mal steht Besuchern in diesem Jahr eine App zur Festivalplanung zur Verfügung. Um auch jüngere Zielgruppen zu erreichen, gebe es zudem Kooperationen mit den soziokulturellen Leipziger Zentren "Nato" und "UT Connewitz".
Zu den musikalischen Höhepunkten des Bachfestes zählen Dramaturg Maul zufolge die Aufführungen von 16 Kantaten Bachs, die sich mit lutherischen Choräle auseinandersetzen. Am 17. Juni steht ein kompletter Kantatentag auf dem Programm. Dann könnten Besucher "von früh bis abends in verschiedenen Metten, in der Motette und in Konzerten" Kantaten lauschen, sagte Maul.
Ein weiterer Schwerpunkt des Festes soll Maul zufolge auf Komponisten liegen, die sich ebenfalls "um die Vertonung der Bibel verdient gemacht haben". So kämen unter anderem Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium "Paulus" und die "Psalmen Davids" von Heinrich Schütz zur Aufführung.
Eine dritte programmatische Säule beschäftigt sich demnach mit der Bachzeit als reformatorischer Epoche für die Musik selbst. Dabei solle im Jahr seines 450. Geburtstages vor allem der italienische Komponist Claudio Monteverdi (1567-1643) im Zentrum stehen. Dieser habe "die abendländische Musikgeschichte beeinflusst wie kein anderer", sagte Maul. Geplant ist zudem die Erstaufführung der neuentdeckten ältesten erhaltenen deutschen Oper, "Pastorello Musicale" von Johann Sebastiani (1622-1683).
Die evangelische Kirche feiert noch bis Oktober 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.