Auf dieses Gebäude ein Kreuz zu setzen, wäre "völlig anachronistisch", schrieb Lederer in einem Beitrag für die "Berliner Morgenpost" (Sonntag). Das Humboldt Forum beherberge keine sakralen Räumlichkeiten: "Es ist ein mit öffentlichen Mitteln zu öffentlichen Zwecken erbauter staatlicher wie stattlicher Bau."
Das Kreuz hingegen sei ein religiöses Zeichen. "Der Interpretationsspielraum ist gering, die Inhalte sind klar definiert und nicht verhandelbar", schrieb Lederer. Religiöse Symbole gehörten explizit auf religiöse Gebäude.
Dem hielt der Geschäftsführer des Fördervereins für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses, Wilhelm von Boddien, in derselben Zeitung entgegen, die Gegner des Kreuzes stellten die Basis des Rechtsstaates infrage. Das christliche Kreuz stehe außerdem für Vergebung und ermahne zur Nächstenliebe. Das Kreuz finde sich überall im täglichen Leben. Eine der wichtigsten Hilfsorganisationen stehe unter diesem Symbol, nämlich das Rote Kreuz. "Mit welchem Beliebigkeitssymbol würden die Kreuzgegner denn nun konsequenterweise auch diese religiösen Symbole ersetzen wollen", fragte Boddien.
Zuletzt hatte auch Intendant Horst Bredekamp das geplante Kuppel-Kreuz erneut verteidigt. Der "Welt am Sonntag" sagte der Kunsthistoriker, der Widerstand gegen das Kreuz trage "einen Zug von Ikonoklasmus" (Bildersturm). Als Motiv für die Proteste vermutet Bredekamp die Säkularisierung der Gesellschaft. Berlin sei statistisch die religionsfernste Gemeinschaft auf der Welt: "Hier sind etwa 80 Prozent der Menschen nicht religiös gebunden. Im Rest der Welt sind 80 Prozent religiös."
Bredekamp ist einer von drei Gründungsintendanten des Humboldt Forums, hinzu kommen Neil MacGregor und Hermann Parzinger. Der international anerkannte Kunsthistoriker sagte, die Auseinandersetzung um das Kreuz sei im Grunde nicht lösbar. Egal, ob das Kreuz nun gebaut werde oder nicht, Protest werde es so oder so geben.
Am geplanten Kreuz auf der Kuppel des Berliner Humboldt Forums scheiden sich bislang die Geister. Befürworter sind neben prominenten Kirchenvertretern unter anderem Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und die drei Gründungsintendanten des Humboldt Forums. Vertreter von Linken, Grünen und Humanistischem Verband halten das christliche Symbol dagegen für ein falsches Signal.
Das Humboldt Forum wird nach weitgehend historischem Vorbild am Ort des früheren Berliner Schlosses in unmittelbarer Nähe des Berliner Doms errichtet. Das Barockschloss wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und von 1950 bis 1951 abgerissen. In der DDR stand dort der Palast der Republik, der von 2006 bis 2008 abgerissen wurde. 2002 hatte der Bundestag den Wiederaufbau des Schlosses als Humboldt Forum beschlossen.
Weitere Informationen im Netz: www.humboldtforum.com