Unmittelbar nach dem evangelischen Kirchentag mit der viel beachteten Diskussion mit einer AfD-Vertreterin haben führende Vertreter der Partei die Kirchen erneut scharf angegriffen. Der Bundesvorsitzende Jörg Meuthen warf evangelischer und katholischer Kirche "Dialogverweigerung" vor. "Gesprächsangebote lehnen sie kategorisch ab", sagte er, räumte zugleich aber ein, dass es eine offizielle Anfrage der Parteispitze an die Kirchen für Gespräche, ob öffentlich oder informell, in der Form noch gar nicht gegeben hat.
Die Kirchen treffen sich regelmäßig mit den verantwortlichen Parteien zum Meinungsaustausch, auch da allerdings mit Abstufungen. So gilt zum Beispiel das Verhältnis zur Linkspartei aufgrund ihrer Geschichte und kirchenkritischen Positionen als angespannt. Ein Sprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wies den Vorwurf der Dialogverweigerung zurück, indem er auf die auf dem Kirchentag geführte Debatte verwies.
Gute Kontakte gibt es Meuthen zufolge dagegen zwischen AfD und konservativen Christen, etwa evangelikalen Strömungen, die eine konservative Bibelauslegung vertreten. Diese Kontakte seien aber nicht institutionalisiert, sagte er.
Zudem griff er die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, für ihre Äußerungen über die AfD beim Kirchentag an, um die es zuvor durch eine Falschdarstellung in sozialen Netzwerken viel Wirbel gegeben hatte.
Käßmann hatte die Forderung der AfD nach einer höheren Geburtenrate scharf kritisiert und sie in den Zusammenhang mit dem Arierparagrafen gestellt. Meuthen verwies auf die demografische Entwicklung in Deutschland und sagte, Käßmann sei sicher nicht eine "aufrichtige Christin und klug". Ihr Vergleich mit Programmatik der Nationalsozialisten entbehre jeder Grundlage. "Man könnte das schon fast als krank bezeichnen", sagte er.
Meuthen sagte, er überlege inzwischen, aus der katholischen Kirche auszutreten. Anette Schultner von der Vereinigung "Christen in der AfD", die beim Kirchentag auf dem Podium saß, sagte, die Amtskirchen seien beide "linkspolitisch orientiert". Mit Blick auf die Diskussion, die sie mit dem Berliner evangelischen Bischof Markus Dröge führte, sagte sie, dafür sei sie "dankbar" und man könne darauf aufbauen. Sie warf den Organisatoren aber auch vor, dies sei kein "echter Dialog" gewesen. Die Regie sei darauf ausgerichtet gewesen, dass die Kirche "gewinne".