Junkermann: Reformationsjahr kann Impulse gegen Populismus setzen

Foto: epd/Norbert Neetz
Junkermann: Reformationsjahr kann Impulse gegen Populismus setzen
An der Person des Reformators Martin Luther (1483-1546) werde deutlich, dass jeder Mensch gefragt sei, Verantwortung für sich selbst und seine Mitmenschen zu übernehmen, betonte die Bischöfin.

Die Magdeburger Bischöfin Ilse Junkermann erhofft sich vom 500. Reformationsjubiläum langfristige Impulse für Kirche, Politik und Gesellschaft. "Ich hoffe, dass die Diskurskultur gegen jede Form von Vereinfachung und Populismus gestärkt wird", sagte die evangelische Theologin der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Samstag): "Das hat unsere Demokratie bitter nötig." 

An der Person des Reformators Martin Luther (1483-1546) werde deutlich, dass jeder Mensch gefragt sei, Verantwortung für sich selbst und seine Mitmenschen zu übernehmen, betonte die Bischöfin. "Und dass er dabei seinem Gewissen verpflichtet ist." Das Gespräch darüber mit Menschen "weit über Kirchengrenzen hinaus" müsse auch nach 2017 weitergehen.

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An Luther lasse sich zudem lernen, "dass wir kritisch und selbstkritisch auf die gewachsene Egoismus- und Geizkultur unserer Gesellschaft schauen", sagte Junkermann: "Gott schenkt uns alles, in diesem Glauben sind wir frei und widersprechen der Vorstellung, es gäbe ein heiles Leben, wenn man sich nur richtig anstrengt." Die Bischöfin wandte sich damit gegen einen Trend zur "Selbstoptimierung". 

Junkermann steht seit 2009 an der Spitze der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland mit rund 750.000 Gemeindemitgliedern in mehr als 1.900 Kirchengemeinden überwiegend in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Zu diesem Gebiet gehört auch Luthers Wirkungsstätte Wittenberg, die 2017 im Zentrum der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum steht.

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in die evangelische und die katholische Kirche zur Folge hatte.