UN und Hilfsorganisationen brauchen mehr Geld, um den Opfern der Hungerkrise in Somalia zu helfen. Benötigt würden 1,5 Milliarden US-Dollar (1,4 Milliarden Euro), sagte der humanitäre Koordinator der UN für das ostafrikanische Land, Peter de Clercq, zum Auftakt eines Gipfeltreffens mit hochrangigen Regierungsvertretern aus aller Welt am Donnerstag in London. Nur knapp ein Drittel davon gilt bisher als gesichert. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) kündigte an, die deutsche Hilfe für Somalia von 70 auf 140 Millionen Euro zu verdoppeln. Nötig sei aber auch eine nachhaltige Entwicklung, um ähnliche Krisen in der Zukunft zu verhindern.
Nach vier aufeinanderfolgenden Dürren sind den UN zufolge 6,5 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als drei Millionen sind akut vom Hungertod bedroht. UN-Generalsekretär António Guterres lobte Hilfsorganisationen, die außerordentliche Arbeit geleistet hätten, um Hungernde mit Wasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen. Das Leid in Somalia sei dessen ungeachtet so unverstellbar groß, dass ohne eine Aufstockung der Hilfe mit dem Schlimmsten gerechnet werden müsse.
Die Hungerkrise überschattet die Konferenz, deren Thema die Zukunft des Landes ist. Somalias Präsident, Mohamed Abdullahi Farmajo, rief die Staatengemeinschaft zur Unterstützung beim Wiederaufbau des ostafrikanischen Landes auf. Ziel sei es, dass Somalia seine Angelegenheiten wieder alleine regeln könne, sagte er. Als entscheidend dafür gelten der Wiederaufbau von Infrastruktur und politischen Strukturen nach mehr als 25 Jahren Bürgerkrieg und der Aufbau von Polizei und Armee.
Farmajo kündigte eine Offensive gegen die Terrorgruppe Al-Shabaab an. Gemeinsam mit den 22.000 Soldaten der afrikanischen Friedenstruppe AMISOM sei es möglich, Al-Shabaab binnen zwei Jahren zu besiegen. Unklar ist die Zukunft der Friedenstruppe. Die EU hat angekündigt, ihre Finanzierung drastisch zu reduzieren. Die Konfliktforscher der International Crisis Group forderten einen weiteren Ausbau der somalischen Armee. Die bislang geplante Stärke von 18.000 Soldaten reiche nicht aus, um die Sicherheit im Land zu sichern. Zugleich müsse Somalias Regierung die nationale Aussöhnung ernsthaft vorantreiben.
Ein Bündnis aus 36 Hilfsorganisationen rief in einer gemeinsamen Erklärung dazu auf, besonders die Zivilgesellschaft im Land zu unterstützen. Zwar sei internationale Hilfe nötig, entscheidend für die Zukunft sei aber die Beteiligung der Somalis selber. Beim Wiederaufbau des Staats müssten Transparenz, Effizienz und Rechenschaftspflicht im Mittelpunkt stehen. Präsident Farmajo ist seit drei Monaten im Amt. Vergangenen Regierungen waren immer wieder Korruption und Vetternwirtschaft vorgeworfen worden.