"Es geht darum, Geschichte zu erinnern, Verantwortung zu lernen und Versöhnung zu leben", schrieb die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, in einem am Donnerstag vorab veröffentlichten Beitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". "Es sind ja nicht Steine, die Erinnerung tragen, es sind immer die Menschen."
Schwaetzer widersprach dem Publizisten Christoph Dieckmann, der vor zwei Wochen in demselben Blatt gegen den Wiederaufbau der zerstörten Kirche plädiert und von einer "gotteslästerlichen Bude" gesprochen hatte. Dieckmann hatte insbesondere auf den Symbolgehalt der Kirche für den preußischen Militarismus und ihren Missbrauch durch die Nationalsozialisten verwiesen.
Die EKD-Synodenpräses verwies darauf, dass die Garnisonkirche in ihrer Geschichte auch "ein Ort der Mahnung und der Umkehr" gewesen sei. So sei dort 1817 der Grundstein für die unierte evangelische Kirche als Zusammenschluss von Lutheranern und Reformierten gelegt worden. Zudem hätten sich einzelne Gemeindeglieder dem Widerstand gegen Adolf Hitler angeschlossen, der im gescheiterten Attentatsversuch am 20. Juli 1944 endete. Noch in den 40er Jahren seien vom Glockenspiel der Kirche Melodien des von den Nationalsozialisten als jüdisch verfemten Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) erklungen.
Die 1732 eingeweihte Garnisonkirche gehörte einst zu den bekanntesten Wahrzeichen Potsdams. 1933 wurde die evangelische Militärkirche am "Tag von Potsdam" von den Nationalsozialisten zur Inszenierung der Reichstagseröffnung genutzt, Hitler gab dort eine Regierungserklärung ab. 1945 brannte die Barockkirche nach einem alliierten Luftangriff aus. 1968 wurde die Ruine in der DDR gesprengt. Der Grundstein für die neue Garnisonkirche wurde 2005 gelegt. Der Aufbau ihres 90 Meter hohen Turms soll voraussichtlich im Herbst starten und bis zum Jahr 2020 fertiggestellt werden. Der Wiederaufbau der Kirche ist politisch umstritten.