Insgesamt hielten sich in Griechenland, Bulgarien, Serbien und weiteren Ländern der Region rund 75.000 Flüchtlinge und Migranten ohne klare Perspektive auf, teilte Unicef am Donnerstag in Brüssel mit. "Obwohl sie ein legitimes Recht haben, zu ihren Familien in westeuropäischen Zielländern wie Deutschland und Schweden zu kommen, wissen die meisten gestrandeten Asylbewerber nicht, ob und wann ihnen die Weiterreise erlaubt wird", hieß es.
"Beträchtlicher emotionaler Schaden und Angst"
Manche Mütter und Kinder hätten ihren Mann und Vater seit mehreren Monaten oder gar Jahren nicht gesehen. Der Prozess der Familienzusammenführung sei so schleppend und die Ungewissheit so groß, dass "beträchtlicher emotionaler Schaden und Angst" bei den Kindern ausgelöst werde. Die Entwicklung der Mädchen und Jungen könne um Jahre zurückgeworfen werden, warnte Unicef. Auch Mütter litten unter Depressionen und Mutlosigkeit.
Die meisten Anträge auf Familienzusammenführungen betreffen Unicef zufolge Flüchtlinge, die in Griechenland gestrandet sind. Nach der weitgehenden Schließung der sogenannten Balkanroute ist der auf eigene Faust unternommene Weg von dort nach Mitteleuropa viel schwieriger geworden. 2016 seien in dem Land fast 5.000 Anträge auf Familienzusammenführung gestellt worden, 700 von unbegleiteten oder von der Familie getrennten Kindern. In derselben Zeit seien nur rund 1.100 Antragsteller von Griechenland aus in ihr Zielland gelangt.