In Zukunft sei zu befürchten, dass die Technik den Menschen immer mehr versklave, warnte der 82-jährige Wissenschaftler. Digitalisierung und Robotik hätten Möglichkeiten geschaffen, die über Jahrhunderte währende knochenharte und schmutzige Arbeit zu beenden. "Doch jetzt, da unsere alten Sorgen scheinbar gegenstandslos sind, dämmert uns, dass die von uns angestoßene Intelligenz zunehmend ihre eigenen Gesetze schreibt - und uns aufnötigt, ihnen zu folgen."
Beunruhigend sei, dass durch den Einzug von Robotern in der Arbeitswelt auch die Angst vor Arbeitslosigkeit wachse, sagte Negt. Für die meisten Menschen sei der Job nicht nur Broterwerb sondern ein essenzieller Teil der Persönlichkeit.
"Ich fürchte, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die stark gewordenen Rechtspopulisten in Europa und den USA auch mit den Ängsten vor den Folgen der Digitalisierung spielen werden", so Negt. Diese Ängste ließen sich aber leicht mildern, etwa durch ein bedingungsloses Grundeinkommen oder eine Robotersteuer, um Jobs im sozialen und kulturellen Bereich zu schaffen.
Die Gesellschaft sollte sich wieder stärker auf die analoge Welt beziehen, forderte Negt. In der Erziehung und Bildung müsse das Erlernen von Programmiersprachen oder Mathematik eine ebenso wichtige Rolle spielen wie direktes Erfahrungslernen, beispielsweise durch Praktika in Sozial- und Umweltbereichen. Letztere Angebote sollten Bestandteil des Lehrplans sein. "Wir brauchen junge Menschen, die nicht nur brav in der Spur laufen, sondern eigenständig denken und wieder zu träumen wagen."