Die Initiative Christliche Krankenhäuser in Deutschland tritt für eine umfassende Reform der Patientenbetreuung ein. Mit Blick auf die wachsende Zahl an hochbetagten oder dementen Patienten fordern der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV) und der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd) ein Umdenken. Eine menschliche Betreuung müsse garantiert werden, erklärten sie am Donnerstag in Berlin.
Dazu gehörten eine bessere finanzielle Ausstattung für Pflege- und Betreuungspersonal, neue Begleitmethoden wie Demenzlotsen und die Mitaufnahme von Bezugspersonen bei Demenzkranken, betonten sie. DEKV-Vorsitzender Christoph Radbruch führt im epd-Gespräch aus, die Versorgung von Patienten im Krankenhaus müsse menschlicher werden. Die Abläufe vor allem in großen Kliniken seien auf Effizienz ausgerichtet. Patienten, die mehr Pflege und Aufmerksamkeit benötigten, störten den Arbeitsablauf. "Aber der Mensch ist kein Produkt", sagte Radbruch.
Die angemessene Betreuung sei nicht nur eine Frage des Geldes, unterstrich er. Bereits jetzt blieben viele im Kostenplan einkalkulierten Pflegestellen unbesetzt, weil Personal fehle. Deshalb müsse der Pflegeberuf attraktiver werden. Dazu trage auch eine eigenständige zweijährige Assistenzausbildung bei, die Radbruch neben den bereits beschlossenen Neuerungen bei der Pflegeausbildung fordert. Neu geregelt werden müssten auch die Kompetenzen von Pflegenden und Ärzten.
Der stellvertretende Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverband Deutschlands, Ingo Morell, verlangte in der Debatte um die Versorgung von Menschen mit hohem Pflegebedarf mehr Ehrlichkeit. "Letztlich lassen sich die weiter steigenden Anforderungen an eine Behandlung mit mehr Zuwendung nur mit zusätzlichen Finanzmitteln umsetzen", sagte er dem epd. Das müssten die Politiker benennen und die Versicherten mittragen wollen. Zwar sei im Gesundheitssystem "sehr viel Geld" vorhanden. Wo dies ankomme, sei aber eine Frage der Steuerung und des politischen Willens.
Morell kritisierte auch Vorgaben zur ambulanten Notfallversorgung zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten. Forderungen wie jene, dass Klinikärzte nach einer Kurzbegutachtung einen Patienten zu einem niedergelassenen Arzt zurückschicken sollten, seien realitätsfremd. Die Patienten entschieden selbst, wo sie sich am besten aufgehoben fühlten. Gefragt seien Lösungen, wie die Notfallversorgung von Ärzten und Kliniken gemeinsam gestemmt werden könnten.
Zeitaufwand für Zuwendungen fehlen als Faktor
Beide beklagen, dass Kliniken, die sich wie die christlichen Krankenhäuser besonders pflegebedürftigen Patienten annähmen, nicht kostendeckend arbeiten könnten. Dabei seien Zuwendung und Kommunikation wesentliche Faktoren für den Behandlungserfolg. Deshalb müsse die Regelung zu Personaluntergrenzen in den Kliniken neu verhandelt werden. Auch müssten die Kriterien zur Bewertung von Kliniken und Fällen um Faktoren wie den Zeitaufwand für Zuwendungen erweitert werden.
Die Initiative Christliche Krankenhäuser in Deutschland unterhält bundesweit 600 Häuser mit 148.000 Betten, rund sechs Millionen stationären Patienten und 32.000 Ausbildungsplätzen. Sowohl evangelische als auch katholische Krankenhäuser reinvestieren ihre erwirtschafteten Gewinne zu 100 Prozent.