500 Jahre nach dem Anschlag seiner 95 Thesen an das Portal der Wittenberger Schlosskirche sei Martin Luthers Kraft und Wirkung selbst auf fernen Kontinenten ungebrochen, sagte Bundespräsident Steinmeier. In der Ausstellung werde deutlich, wie sich die Ideen der Reformation immer mit vorhandenen Traditionen, Denkmustern und Kulturen verwoben hätten und vielleicht gerade dadurch einen festen Platz im Leben der Menschen gefunden hätten.
Hier liege auch der Schlüssel zum "Luthereffekt", der bis heute andauere, sagte Steinmeier. Weder Luther noch den meisten anderen Reformatoren sei es um eine Abkehr von der Welt gegangen. Ihr Grundgedanke sei die Einmischung und Mitarbeit an einer lebenswerten Gesellschaft gewesen. Die Kraft dieser Botschaft sei noch längst nicht erschöpft.
Kirchen bereit, für ein Miteinander in der Vielfalt einzustehen
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte, das Menschliche über Unterscheidungen wie gläubig und ungläubig, deutsch und nichtdeutsch oder muslimisch, christlich und jüdisch zu stellen, sei eine der wichtigsten demokratischen und eine der größten zivilisatorischen Errungenschaften der Reformation überhaupt. Grütters lobte auch die Bereitschaft der Kirchen im Jubiläumsjahr, für ein Miteinander in der Vielfalt einzustehen. Das mache Hoffnung gerade in einer Zeit, in der religiöse Konflikte und religiöser Fundamentalismus weltweit erneut Angst und Schrecken verbreiteten.
Für die Ausstellung in Verantwortung des Deutschen Historischen Museums wurden mehr als 500 Exponate zusammengetragen. Auf den rund 3.000 Quadratmetern sind einige Stücke, die noch nie in Deutschland zu sehen waren wie etwa der 30 Arbeiten umfassende Bilderzyklus des koreanischen Malers Kim Ki-chang "Das Leben Jesu Christi". Die Bilder zeigen, wie das Leben Jesu ausgesehen haben könnte, wenn er Koreaner gewesen wäre.
Dazu kommen zahlreiche historische Bibeln, Landkarten, Zeichnungen aber auch Fotos und multimediale Installationen. Zu sehen ist auch eine Fotoreportage des Fotografen Karsten Hein von lutherischen Gemeinden in Tansania. Empfangen wird der Besucher im Lichthof des Martin-Gropius-Bau von der gigantischen Klang- und Skulptureninstallation "Übergang" des Künstlers und Komponisten Hans-Peter Kuhn.
Die vier Beispielländer spiegelten die "unüberschaubare Vielfalt des Protestantismus" gut wider, sagte Kuratorin Anne-Katrin Ziesak: Schweden mit seiner lutherischen Staatskirche; die USA mit ihren ungezählten Freikirchen und dem Prinzip der religiösen Toleranz; Korea mit einem boomenden Protestantismus; und Tansania, das mit sechs Millionen Mitgliedern nach Deutschland die zweitgrößte evangelisch-lutherische Kirche der Welt hat.
Die Schau ist eine von drei großen Ausstellungsprojekten zum Reformationsjubiläum. Die beiden Partnerausstellungen "Luther und die Deutschen" und "Luther! 95 Schätze - 95 Menschen" sind ab 4. Mai auf der Wartburg in Eisenach beziehungsweise ab 13. Mai im Wittenberger Lutherhaus zu sehen. Alle drei Sonderausstellungen enden am 5. November.
Auf der Wartburg wurde am Dienstag bereits ein detailgetreuer Nachbau von Luthers Reisewagen präsentiert. In der dortigen Sonderausstellung sollen sich Besucher in das Gefährt setzen können und nachempfinden, wie der Reformator durch die Lande fuhr.
Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen Missstände in der Kirche veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Beginn der Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.