Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, hat den verstorbenen früheren Kirchenamtspräsidenten Hermann Barth als Kümmerer um andere Menschen gewürdigt. "Viele unter uns werden bezeugen, dass ihnen kaum ein Mensch begegnet ist, der die Zusammenarbeit so stark von der Person des anderen her bedacht und gestaltet hat wie Hermann Barth", sagte Huber in seiner Ansprache bei einem Trauergottesdienst am Freitag in Hannover. "In Zeiten der größten Anspannung aller Beteiligten wusste er, wann er einen Vorschlag machen musste, um dem anderen eine Last abzunehmen, die diesem noch gar nicht bewusst war." Barth war am 15. März im Alter von 71 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.
Barth sei vielen Menschen nahe gewesen, ohne dass er dafür öffentlich gepriesen sein wollte, fügte Huber hinzu. "Er achtete nicht nur auf die Menschen, er achtete sie. Das prägte den Geist des Kirchenamts, dem er vorstand." Mehr als ein Vierteljahrhundert lang hatte Barth den Kurs der evangelischen Kirche mitbestimmt. An der Spitze des Kirchenamtes stand er von 2006 bis 2010. Davor war er zunächst theologischer Referent für Fragen der öffentlichen Verantwortung von Kirche und ab 1993 Vizepräsident der EKD-Zentrale sowie Leiter der Hauptabteilung "Theologie und öffentliche Verantwortung".
"Besondere Art öffentlicher Theologie"
Huber verwies darauf, dass Barth ein Experte der theologischen Bioethik gewesen sei. Im Nationalen und Deutschen Ethikrat hatte Barth von 2004 bis 2010 mitgearbeitet. "Wieder war es seine Zuwendung zu den Menschen, die ihn noch mehr als seine Sachkunde und seine Fähigkeit zur Konzentration auf das Wesentliche zu einem unentbehrlichen Mitglied dieses Gremiums machte", sagte Huber.
Barth sei ein "ebenso begeisterter wie nüchterner Ökumeniker" gewesen, fügte Huber hinzu. Zusammen mit dem katholischen Partner "navigierte er das gemeinsame Schiff durch die Klippen", sagte der Berliner Altbischof Huber, der von 2003 bis 2009 an der Spitze des EKD-Rates stand und eng mit Barth eng zusammengearbeitet hatte. "Manche Projekte wären ohne seine weitsichtigen Weichenstellungen dem Scheitern nahe gewesen."
Barth habe eine besondere Art öffentlicher Theologie betrieben, würdigte Huber. "Sie bestand darin, die Grundworte des christlichen Glaubens Menschen unserer Zeit nahe zu bringen: eine, um Dietrich Bonhoeffer zu zitieren, 'nicht-religiöse Interpretation biblischer Begriffe' ganz eigener Art."