Luther könne zugutegehalten werden, dass er der katholischen Kirche die Stirn geboten und sich einige Verdienste um die deutsche Sprache erworben habe, sagte der Philosoph. Gleichzeitig halte er den Reformator unter anderem aufgrund seiner judenfeindlichen Haltung für einen der "größten Hassprediger, den das Christentum hervorgebracht hat", betonte Schmidt-Salomon. Er empfinde es als einen Affront gegenüber den Opfern, "einen solchen Mann im Land des Holocaust zu feiern".
Mit Luthers Antijudaismus auseinandergesetzt
Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in die evangelische und die katholische Kirche zur Folge hatte.
Im Rahmen des 500. Reformationsjubiläums setzt sich die evangelische Kirche auch mit Luthers Antijudaismus kritisch auseinander. Vertreter der Allgemeinen und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands hatten kürzlich gewürdigt, dass sich die evangelische Kirche schon im Vorlauf zum Jubiläum von den antijüdischen Schriften Luthers distanziert und einen Verzicht auf die sogenannte Judenmission erklärt hat.