Die zweitgrößte deutsche Landeskirche verteidigte am Mittwoch erneut ihre Entscheidung, die gesamte Kampagne zu stoppen, und nannte dabei weitere Details. Es habe Beschwerden gegen die Aktion unter anderem von Menschen gegeben, "die mit den Folgen von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung zu tun haben", erklärte Pressesprecher Jens Peter Iven in Düsseldorf.
Die Landeskirche teile die Auffassung der Kritiker, dass es in der Kirche unter keinen Umständen "eine sexualisierte und gewalttätige Sprache" geben dürfe. "Als in diesem Sinne völlig inakzeptable Slogans wurden 'Hier stehe ich, ich kann nicht anders', 'Nageln bis der Papst kommt', 'Schrei vor Erlösung' und 'Mach den Mund auf' kritisiert", erklärte Iven. Diese Auffassung sei "aus unserer Sicht keine Geschmacksfrage".
Die Evangelische Jugendkirche Düsseldorf hatte Präservative mit diesen Sprüchen an Jugendeinrichtungen verteilt, die auf Botschaften des Reformators Martin Luther (1483-1546) aufmerksam machen sollten. Auf den Kondomhüllen stand neben den von Iven genannten Texten auch "Für Huren und Heilige", "Feuer frei!" und "95mm knallharte Wahrheit". Der reformatorische Hintergrund dieser Sprüche erschloss sich jedoch erst über eine mittlerweile gelöschte Internetseite.
Die Evangelische Kirche im Rheinland stoppte die Aktion kurz nach ihrem Start und verlangte die Vernichtung der Kondome. Am Montag sagte Oberkirchenrat Klaus Eberl, die eingesammelten Kondome würden ohne die beanstandeten Hüllen an die Aidshilfe weitergegeben. Die Landeskirche kündigte Gespräche mit den Jugendlichen und anderen Beteiligten an, "um entstandene Irritationen auszuräumen".