Die Exponate zeugten vom Bedeutungs- und Wertewandel einer ganzen Epoche und der glühenden Verehrung, mit der Luther zur Kultfigur verklärt wurde, teilten die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und die Stiftung Stadtmuseum Berlin am Mittwoch mit. Die Ausstellung steht unter dem Motto "Sankt Luther - Reformator zwischen Inszenierung und Marketing" und ist vom 1. April bis 28. Mai 2017 im ältesten Kirchenbauwerk Berlins zu sehen.
Erzählt werde auch "vom menschlichen Bedürfnis nach Idealen und Idolen, von Schaulust und Berührungsdrang sowie von den fließenden Grenzen zwischen Andenken und Bilderkult", hieß es. Ausgehend von der Zeit Luthers werde ein Bogen bis in die Gegenwart geschlagen. Unter den Stichworten "verehrt, verklärt, verkehrt" würden sowohl historische als auch heutige Denk- und Merkwürdigkeiten der Lutherverehrung präsentiert.
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Eines der Exponate ist die Hausbibel des Perlenstickers Hans Plock, die als ein einzigartiges Zeugnis des Lebens und Denkens in der Reformationszeit gilt. Ab 1541 schmückte ihr Besitzer diese Lutherbibel nicht nur reich aus, sondern nutzte sie demnach auch als Tagebuch. Demgegenüber stehe das rund 500 Jahre alte Hallesche Heiltumbuch, eine Art Werbekatalog des Kardinals Albrecht von Brandenburg für seine im Domstift zu Halle ausgestellte Sammlung von Reliquien. Diese seien Zeugnisse des von Luther so vehement bekämpften Ablasswesens.
Als ein frühes Beispiel der Verkehrung von Luthers Lehren ist zudem eine echte "Luther-Reliquie" zu sehen: Sie stammt von einem Messgewand, das Luther bei der Weihe des ersten evangelischen Bischofs von Merseburg trug und das später fast bis zur Unkenntlichkeit in "Reliquien" zerlegt wurde, wie die Ausstellungsmacher erklärten.