"Für die Zukunft wäre eine Bündelung der katholischen, evangelischen und islamischen Theologie unter dem Dach der Humboldt-Universität im Herzen der deutschen Bundeshauptstadt ein wichtiges, weithin sichtbares Zeichen", schreibt Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) in einem Gastbeitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sprach ebenfalls von einem "guten und überzeugenden Vorschlag", der zum richtigen Zeitpunkt komme.
Der Leiter des Forschungsbereichs Religion und Politik an der Humboldt-Universität, Rolf Schieder, hatte zuvor vorgeschlagen, dort eine gemeinsame "Fakultät der Theologien" einzurichten, an der protestantische, katholische, jüdische und islamische Theologie unter einem Dach studiert, gelehrt und erforscht werden kann. Sein Vorstoß hatte in den vergangenen Wochen eine Kontroverse ausgelöst. So warnte unter anderem HU-Präsidentin Sabine Kunst vor zu ambitionierten Ideen.
Müller betonte, dass die Theologien in Berlin gestärkt werden sollten. "Wir wollen das gute Miteinander von Menschen unterschiedlicher religiöser Zugehörigkeit und deren Wertschätzung in der Zivilgesellschaft auch durch ein theologisch-wissenschaftliches Studium unterstützen", schreibt der Regierende Bürgermeister in seinem Gastbeitrag. An der Fakultät könnten auch erforderliche Qualifikationen für die Übernahme geistlicher Ämter oder Funktionen in Gemeinden und für weitere Berufsfelder mit religiöser Ausrichtung vermittelt werden.
Thierse betonte, dies sei "eine durchaus nicht selbstverständliche religionspolitische Grundsatzentscheidung und eine große Chance" für die Universität wie für die Theologie. "Wir leben in einer religiös-weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft, die, wie zu beobachten ist, durch Flüchtlinge und Zuwanderer noch pluralistischer werden wird", schreibt Thierse.
Daraus leite sich die berechtigte Forderung nach Gleichstellung der Religionen auch hinsichtlich ihrer Präsenz an den Universitäten ab. Der SPD-Politiker warnte zugleich die Humboldt-Universität davor, eine große "Chance zu einem Aufbruchssignal über Berlin hinaus" zu vertun.