Kirchenpräsident Jung sagte, derzeit verunsicherten weltpolitische Entwicklungen, andauernde Konflikte und Kriege, terroristische Bedrohungen und anderes viele Menschen. In Deutschland und Europa sollten sich die Menschen nicht verschließen. "Nicht voreinander. Und nicht vor den Menschen, die bei uns Hilfe und ein neues Leben suchen", betonte der evangelische Theologe.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, der Anschlag von Berlin mit zwölf Toten habe alle erschüttert. Bei manchen habe er die Angst verstärkt, Opfer eines solchen Anschlags zu werden. "Aber es sind auch Ängste vor sozialem Abstieg, vor der Veränderung überhaupt, die Menschen bewegen", fügte der bayerische Landesbischof in seiner bereits am Donnerstag veröffentlichten Botschaft zum Jahreswechsel hinzu. Andere wiederum erschrecke der "raue, oftmals hasserfüllte Ton", der derzeit so häufig besonders im Internet zu beobachten sei.
Für einen stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt warb der Vorsitzende des katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Gerade im Wahljahr 2017 sollten sich Christen für ein Miteinander im Gemeinwesen einsetzen, sagte er in seiner vorab veröffentlichten Silvester-Predigt im Münchner Liebfrauendom. Richtschnur des Handelns seien die christlichen Tugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß, sagte Marx. Er rief die Menschen dazu auf, sich von Manipulationen und Vorurteilen zu befreien und selber zu denken und das Gewissen zu befragen.
Vor wachsendem Populismus warnte der Aachener katholische Bischof Helmut Dieser. Zwar müsse man den "Dingen ins Gesicht sehen", sagte er am Samstag angesichts des Terroranschlags von Berlin. Doch dürften nicht gefühlte Wahrheiten die Stimmung beherrschen und dabei "Übertriebenes oder glattweg Gelogenes in Umlauf gebracht werden".
Furchtlosigkeit und Hilfsbereitschaft notwendig
Nach Ansicht der Hamburger evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs sind 2017 vor allem Furchtlosigkeit und Hilfsbereitschaft notwendig. Viele Menschen seien durch Krieg und Terror, Gewalt und Nationalismus verunsichert. "Gerade deshalb sollten wir uns ein Herz fassen und den Geist leben, der die Welt zum Guten verändert", so Fehrs in ihrer Neujahrsbotschaft.
Zur Zuversicht rief auch der rheinische Präses Manfred Rekowski auf. "Das zurückliegende Jahr - zwischen der Silvesternacht in Köln und dem Anschlag in der Weihnachtswoche in Berlin - hat uns vor Augen geführt, wie gefährdet das Leben einer offenen Gesellschaft ist. Wir müssen mit Unsicherheiten leben", erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Jahreswechsel. Dennoch könnten die Menschen weiter daran glauben, dass keine Zeit gottverlassen und gottlos sei
Menschenverachtung entgegentreten
Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad erklärte am Freitag mit Blick auf die Flüchtlingsdebatte und den Terroranschlag von Berlin, die Ängste und Sorgen der Menschen müssten ernst genommen werden. Aber Sorgen ernst zu nehmen, bedeute nicht, ihnen nachzugeben. Denn aus Angst wachse nichts Gutes. Christen sollten jeglicher Form der Menschenverachtung entgegentreten. Rechtsextreme Ideologen und militante Islamisten strahlten gleichermaßen eine menschliche Kälte aus, die einen frösteln lasse, sagte der evangelische Theologe.
Der katholische Bischof Burger warnte: "Lassen wir uns nicht vom Strudel populistischer Strömungen in den Abgrund ziehen: Halten wir fest an den Grundwerten unseres demokratischen Rechtsstaates, der auch tief im biblisch-christlichen Menschenbild verankert ist."