Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat den Vorstandsvorsitzenden der Bayer AG, Werner Baumann, mit dem Negativpreis "Dinosaurier des Jahres 2016" ausgezeichnet. Die von Baumann eingefädelte und 66 Milliarden Dollar teure Rekordübernahme des US-Saatgutriesen Monsanto führe zu einer weiteren Monopolisierung des weltweiten Saatgut- und Pestizidmarktes. Die Folge sei unter anderem ein weiterer Verlust der biologischen Vielfalt, kritisierte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke am Mittwoch in Berlin.
Durch die geplante Fusion, die noch vom Kartellamt genehmigt werden muss, werde die Abhängigkeit von Bauern weltweit durch die führende Marktmacht von Bayer-Monsanto weiter zunehmen, befürchtet der Nabu-Präsident. "Die Saatgutvielfalt dürfte dagegen weltweit schrumpfen."
Nach Angaben des Nabu beherrschen Bayer und Monsanto gemeinsam zu einem Viertel den weltweiten Markt für Pestizide. Der gemeinsame Saatgut-Anteil am Weltmarkt liege bei fast 30 Prozent. Beim Sojaanbau in den USA besäße Bayer nach dem Zukauf von Monsanto nahezu 100 Prozent des angebauten gentechnisch veränderten Saatguts, für Mais läge die Marktmacht bei etwa 75 Prozent. Mit dem Zusammengehen der beiden Konzerne gehe es auch um die Frage, welche Steuerungsmöglichkeiten der Gesellschaft in Zukunft verbleiben.
In einer ersten Reaktion erklärte ein Unternehmenssprecher, die Bayer AG halte "von dieser Art Preisen nichts, da wir mehr auf Dialog setzen". Derart fragwürdige Auszeichnungen würden bei Meinungsverschiedenheiten wenig helfen. "Wir stehen weiter für einen Dialog zur Verfügung", sagte Unternehmenssprecher Günter Forneck. Ob Baumann den Negativ-Preis entgegennehmen werde, ließ er noch offen. Dies könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.
Weitere Gefahr: "Digital Farming"
Eine weitere Gefahr besteht laut Nabu im Bereich "Digital Farming", in dem Monsanto führend ist. Mit der Übernahme werde Bayer-Monsanto über enorme Datenmengen zur Beschaffenheit von Böden, Düngemengen, Saatgutmischungen und Pestiziden verfügen und so massiven Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktion von Europa über Afrika bis Südamerika haben. Ungeklärt sei auch, was mit den erheblichen Datenmengen passiere, die Bayer und Monsanto in ihren Programmen sammeln.
Die Negativauszeichnung "Dinosaurier des Jahres" vergibt der Naturschutzbund Deutschland am Ende eines jeden Jahres. Der Preisträger erhält eine aus Zinn gegossene, 2,6 Kilogramm schwere Dinosaurier-Skulptur. Im vergangenen Jahr hatte der Nabu den Negativpreis dem Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, Philipp Freiherr zu Guttenberg, zuerkannt.