"Es muss eine Lösung gefunden werden, die sowohl dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen als auch dem Schutz des Lebens gerecht wird", sagte Landesbischof Karl-Hinrich Manzke am Wochenende am Rande der Herbsttagung der Landessynode in Bückeburg.
Der christliche Agaplesion-Konzern, der das Klinikum zurzeit am Stadtrand von Obernkirchen errichtet, hatte erklärt, dort solle es künftig nur noch Schwangerschaftsabbrüche bei medizinischen Notfällen geben. Bisher waren Abtreibungen im Schaumburger Kreiskrankenhaus in Stadthagen, das jetzt aufgelöst wird, auch in sozialen Notlagen möglich. In Einzelfällen will die neue Klinik nach eigenen Angaben aber auch eine seelische Gefährdung der Mutter als Abtreibungsgrund anerkennen. Jede Frau habe ein individuelles Recht zur Entscheidung über ihre Schwangerschaft.
Bischof Manzke sagte, er sehe eine Aufgabe der Kirche darin, dass die unterschiedlichen Akteure an einen Tisch kämen. Dazu gehörten auch die Beratungsstellen für Schwangere. Es müsse ein angemessenes Verfahren gefunden werden, um zu einer Lösung zu kommen.
Die Ankündigung des Agaplesion-Konzerns hatte in den vergangenen Wochen für Irritationen und Kontroversen gesorgt, unter anderem im Schaumburger Kreistag. Die Grünen appellierten an den Krankenhausträger, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Keine Frau entscheide sich leichtfertig für einen Abbruch.
Die Agaplesion AG ist eine gemeinnützige Aktiengesellschaft. Sie betreibt als Einrichtung der evangelischen Kirche gemeinsam mit diakonischen Unternehmen Krankenhäuser und Altenpflege-Einrichtungen in Deutschland. Agaplesion ist Mitglied der Diakonischen Werke in Hessen und Nassau sowie Kurhessen-Waldeck.
Der Konzern ist bereits Träger des 1860 gegründeten evangelischen Krankenhauses Bethel in Bückeburg. Die Einrichtung besitzt aus historischen Gründen Verbindungen zur Landeskirche Schaumburg-Lippe und wird nun mit den bisherigen kommunalen Krankenhäusern in Stadthagen und Rinteln vereinigt. Den Bau des neuen Klinikums, der im März 2017 abgeschlossen sein soll, hatte der Landkreis Schaumburg mit 95 Millionen Euro mitfinanziert.