Am Mittwoch seien erneut zwei Hospitäler im belagerten Osten der Stadt bei Luftangriffen getroffen worden, erklärte "Ärzte ohne Grenzen" am Donnerstag in Berlin. Eines der beiden Krankenhäuser sei die letzte verbliebene Kinderklinik. Das Personal habe die Kinder, darunter Frühchen in Inkubatoren, in den Keller des Gebäudes bringen können. Das zweite Krankenhaus sei eine chirurgische Klinik.
Das Hilfswerk Oxfam warnte angesichts der neuen syrisch-russischen Luftangriffe vor einer humanitären Katastrophe, vor allem mit Blick auf den Winter. Auch der Zugang zu Wasser, Nahrung und Heizmaterial in Ost-Aleppo sei schwierig, erklärte die Organisation. Oxfam hat nach eigenen Angaben einen zweiten Generator aus dem Westen Aleppos in den von Rebellen gehaltenen Ostteil der Stadt geschafft. Er soll die Wasserversorgung stabilisieren helfen.
Im belagerten Osten Aleppos leben noch etwa 250.000 Menschen, darunter auch viele Kinder. Rund 1.500 Jungen und Mädchen benötigten derzeit spezialisierte medizinische Versorgung, die nicht verfügbar sei, erklärte "Ärzte ohne Grenzen". In der Kinderklinik arbeiteten noch zwei Kinderärzte und zwei Medizinstudenten, einen Kinderchirurgen gebe es nicht mehr.
Allein vom 22. September bis zum 19. Oktober wurden den Angaben zufolge mehr als 130 Kinder bei Luftangriffen getötet und mindestens 468 verletzt. Viele Kinder sterben aber auch, weil Medikamente, Intensivstationen und Personal fehlen oder weil die Menschen wegen der Kämpfe nicht aus dem Haus können. Alle acht verbliebenen Kliniken im Ost-Aleppo wurden laut "Ärzte ohne Grenzen" in den vergangenen vier Monaten beschossen. Höchstens 32 Ärzte befinden sich noch in den Kliniken.
Im syrischen Bürgerkrieg unterstützt Russland das Assad-Regime mit Luftangriffen. Auch der Iran gehört zu den Unterstützern des Regimes. Die USA dagegen helfen gemäßigten Rebellen. In dem Konflikt kämpfen auch Terrormilizen. Der Krieg begann 2011. Hunderttausende Menschen starben, Millionen sind auf der Flucht.