Im "Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2016" warnt das Hilfswerk vor den globalen Auswirkungen "eines neuen Phänomens religiös-motivierter Gewalt". Im Irak und in Syrien eliminiere "Hyper-Extremismus" alle Arten religiöser Vielfalt, hieß es bei der Vorstellung des Berichts am Dienstagabend in Zürich.
Die neue Form des islamitischen Fundamentalismus zeichne sich durch systematische Versuche aus, Andersdenkende mit Gewalt in die Flucht zu treiben. Zu den Methoden des "Hyper-Extremismus" gehörten beispiellose Grausamkeit, ein globales Agieren und der effiziente Einsatz sozialer Medien, die häufig zur Gewaltverherrlichung eingesetzt würden, heißt es in dem Bericht.
Das katholische Hilfswerk warnt in seinem alle zwei Jahre veröffentlichten Bericht davor, dass auch in Teilen Afrikas und Asiens religiöser Pluralismus durch diese neue Form des Extremismus bedroht sei. "Kirche in Not" fordert daher, die Verfolgung religiöser Minderheiten durch die Terrororganisation "Islamischer Staat" als Völkermord einzustufen. Nach Angaben von "Kirche in Not" beruht der Bericht auf Untersuchungen von Journalisten, Wissenschaftlern und Geistlichen.
"Unsere Welt steht am Abgrund einer völligen Katastrophe, da der Extremismus alle Spuren der Vielfalt in der Gesellschaft auszulöschen droht", schreibt der Geistliche Jacques Mourad aus Syrien, der im vergangenen Jahr nach fünf Monaten Geiselhaft aus der Gewalt des IS floh, in dem Bericht.
Positive Signale für die Religionsfreiheit vermerkt das Papier durch Reaktionen von islamischen Religionsführern, die sich dem wachsenden Fundamentalismus gemeinsam entgegenstemmten. Die Autoren begrüßen überdies ein "erhöhtes Bewusstsein für die Bedrohung religiöser Minderheiten" bei Politikern und Parlamenten, die sich häufiger als je zuvor für verfolgte Individuen und Gemeinschaften einsetzten.
Einen Hoffnungsschimmer für religiöse Minderheiten zeigt der Bericht auch in Ägypten, Buthan und Katar. In diesen Ländern seien die Möglichkeiten, den eigenen Glauben zu leben, in den vergangenen Jahren gestärkt worden. In China, Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea hingegen geht wachsende Unterdrückung religiöser Minderheiten laut "Kirche in Not" von staatlichen Stellen aus.