Am Mittwoch hatte die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nach ausführlicher Diskussion eine Kundgebung verabschiedet, in der es heißt: "Christen sind – ungeachtet ihrer Sendung in die Welt – nicht berufen, Israel den Weg zu Gott und seinem Heil zu weisen". Zugleich wird ausgeführt, dass Menschen den Widerspruch zwischen den unterschiedlichen Bekenntnissen von Christen und Juden nicht lösen können: Das "stellen wir Gott anheim", heißt es.
"Diese eindeutige Abkehr von der Judenmission bedeutet der jüdischen Gemeinschaft sehr viel", erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. "Die EKD anerkennt damit auch das Leid, das die über Jahrhunderte praktizierte Zwangskonversion vieler Juden verursacht hat." Er wünsche sich, dass die Erklärung nun auch "von jenen Gemeinden, die bisher einen anderen Weg eingeschlagen haben, in die Praxis umgesetzt wird". Das gelte auch "für die sogenannten messianischen Juden, die keine Juden sind".
Die lange erwartete Erklärung sei "Ausdruck der theologischen, aber auch der freundschaftlichen Verbundenheit von Judentum und Evangelischer Kirche, die im Alltag bereits von der Mehrheit der Gläubigen gelebt wird", so Schuster weiter.
In den vergangenen Jahrzehnten war kontrovers diskutiert worden, ob Christen Juden davon überzeugen dürfen, dass der Weg zum Heil nur über den gekreuzigten Juden Jesus Christus führe. Einige der 20 evangelischen Landeskirchen haben sich bereits in eigenen Erklärungen gegen die Mission von Juden ausgesprochen, in anderen gibt es unterschiedliche Ansichten dazu.
Die Synode der EKD argumentiert in ihrer Kundgebung bewusst theologisch und weniger historisch. Sie beruft sich auf die "bleibende Erwählung Israels": die Überzeugung, dass Gott zunächst mit dem Volk Israel einen Bund geschlossen hat und dann mit den Christen - und beide Vereinbarungen in Treue hält: "Alle Bemühungen, Juden zum Religionswechsel zu bewegen, widersprechen dem Bekenntnis zur Treue Gottes und der Erwählung Israels."