"Aber zusätzliche Feiertage lösen nicht die Vertrauenskrise, die viele Gläubige mit der Amtskirche haben", sagte der fränkische Protestant der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Viele Menschen empfänden eine zunehmende Distanz gegenüber der Amtskirche, "die ihre geistigen Bedürfnisse nicht ausreichend annimmt. Das gelingt auch durch zusätzliche Feiertage nicht. Die führen ja nicht zu mehr christlicher Besinnung, sondern nur zu mehr Freizeit".
Söder reagierte damit auf einen Vorschlag des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, vom Oktober. Dieser wünschte sich mehr bundesweite Feiertage. Am besten wäre es aus seiner Sicht, wenn einheitlich am Buß- und Bettag und auch am Reformationstag nicht gearbeitet würde, sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten in einem Interview. Der Buß- und Bettag wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen ersatzlos gestrichen. Der Reformationstag ist in den östlichen Bundesländern, nicht aber in Berlin und im alten Bundesgebiet alljährlich gesetzlicher Feiertag. Zum 500. Reformationsjubiläum 2017 wird er aber bundesweit einmalig ein Feiertag sein.
Die Kirchen seien "nicht die Gewerkschaften des Himmels", fügte Söder hinzu: "Es wäre für die Kirchen besser, sie würden sich stärker auf den Glauben konzentrieren und weniger Politik machen." Natürlich dürften und müssten Kirchen mahnen, etwa zum Thema Flüchtlingspolitik. Söder: "Sie sollten aber keine Ersatzpolitiker sein und keine Ersatzpartei." Zum Kern des Christentums gehöre die Barmherzigkeit. Der Staat aber müsse für nachvollziehbare Gerechtigkeit sorgen. "Der Staat soll sich um seine Angelegenheiten kümmern, die Kirche um ihre", fügte der CSU-Politiker hinzu.
Zum 500. Reformationsjubiläum sagte Söder, er halte es für selbstverständlich, dass der Staat das Reformationsjubiläum feiert und die evangelische Kirche dabei unterstützt. "Unsere Verfassung gründet auf dem christlichen Menschenbild. Die Menschenwürde leitet sich ganz wesentlich daraus ab. Und ohne Luther wären die Kirchen in Deutschland nicht dort, wo sie heute sind, keine von ihnen. Er hat sie auf den Boden des Glaubens zurückgebracht", betonte der CSU-Politiker. "Ich gebe allerdings zu, dass Protestanten sich manchmal schwertun mit der Frohen Botschaft. Sie zeigen selten ein fröhliches Gesicht, wenn sie über ihren Glauben sprechen", räumte er ein.