Douglas, Tanja: Jan Hus. Der Feuervogel von Konstanz. Historischer Roman.
Basel: Fontis 2015. 718 S. ; 22 cm. ISBN 978?3?03848?036?5, geb.: 22,99 €
Authentisches Portrait des frühen Reformators Jan Hus (1370 ? 1415), der bis zur Selbstaufgabe gegen die damaligen Missstände der Kirche ankämpfte und einer der Wegbereiter Martin Luthers wurde.
Der umfangreiche Roman spielt zur Zeit der Kirchenspaltung mit drei Päpsten und politischer Machtkämpfe in Europa und verbindet dabei historische Fakten mit fiktiven Ereignissen und Personen. In insgesamt 26 Buchkapiteln wird die Geschichte des tschechischen Reformators, der auf dem Scheiterhaufen in Konstanz endete, erzählt. Beginnend mit der Kindheit, über die Studienzeit führt der Weg zur Universität von Prag. Durch die Begegnung mit den Schriften des Engländers John Wycliff (1320?1384) und dem offenen Dialog mit Professoren wird Hus angeregt neue Wege zu gehen. Als Professor der Universität fordert er die Rückbesinnung auf die Bibel, die Hochschätzung von Evangelium und Predigt, auch in der Sprache des Volkes, nämlich tschechisch! An der Prager Universität bilden sich dadurch zwei Fraktionen. Ebenso prangert Hus den kirchlichen Reichtum, das Pfründe?Wesen der Amtsträger und die Verkommenheit der Priester an. Mit der Rückbesinnung auf urchristliche Tugenden macht sich der kritische Prediger der Bethlehem?Kirche in der Kurie und dann auf allerhöchster Ebene Feinde. Jan Hus erregt den Unwillen Roms und einiger „Machtbischöfe“. Über ihn wird der Bann verhängt. Jan Hus reist nach Konstanz, der deutsche König Sigismund sicherte ihm freies Geleit für Hin? und Rückreise und die Zeit des Aufenthalts zu. Trotzdem wird er der Ketzerei bezichtigt und in Konstanz verbrannt. ? Der Roman zeichnet in lebendiges Bild Prags und einer mittelalterlichen Universität im fünfzehnten Jahrhundert. Die Charaktere um Hus sind gut gestaltet, Handlungen und Motive der Personen sind plausibel, einzig die Rolle der weiblichen Hauptfigur wirkt zu modern. Ein solider historischer Roman für alle Büchereien im Rahmen der Reformationsdekade 2017.
Martin Ertz?Schander
Mai, Klaus?Rüdiger: Martin Luther. Prophet der Freiheit. Romanbiographie.
Freiburg: Kreuz 2014. 447 S. ; 21 cm. ISBN 978?3?451?61226?8, geb.: 22,00 €
Mai verzichtet auf vieles, was in Lutherbiografien bisher unverzichtbar erschien. Packend erzählt er seine frühen Jahre.
In diesem Buch begegnet einem Luther neu. Der Romancier und Religionsexperte Klaus? Rüdiger Mai versteht es brillant, Luthers außergewöhnliche Entwicklung zu erzählen. Dabei schildert er nicht, wie Luthers Leben von seiner Zeit geprägt war, er zeichnet vielmehr gekonnt auf, wie Luthers Entwicklung seine Zeit grundlegend veränderte. Er sieht in dem „Propheten der Freiheit“ eine Gestalt, der es gelingt, den großen Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit zu markieren. Dabei konzentriert sich Mai auf Luthers Entwicklung in dessen ersten Jahrzehnten. Er hat gründlich recherchiert und greift auf neue wissenschaftliche Funde zurück. Luther kommt keineswegs aus armen Verhältnissen. Sein Vater ist ein aufstrebender Unternehmer, der für seinen begabten Sohn eine entsprechende Karriere plante. Luther entscheidet sich für einen anderen Weg, den Mai einfühlsam nachzeichnet. Seine Romanbiografie endet mit dem Auftritt Luthers in Worms. Eine mutige Entscheidung. Diese Romanbiografie ist unbedingt zu empfehlen. Neue Erkenntnisse werden nachvollziehbar erzählt. Sie sollte in keiner Gemeindebücherei fehlen.
Karl Foitzik
Rödding, Gerhard: Luther und Calvin. Briefe, die nie geschrieben wurden.
Neukirchen?Vluyn: Aussaat 2008. 142 S. ; 21 cm. ISBN 978?3?7615?5649?8, geb.: 12,90 €
Ein fiktiver Briefwechsel der bedeutenden Reformatoren erhellt, worauf es ihnen ankam und worin sie sich unterscheiden.
Luther und Calvin sind sich persönlich nie begegnet, haben aber voneinander gewusst. Mit einer originellen Idee bringt der Autor die beiden ins Gespräch. Sie tauschen sich aus über ihre unterschiedlichen Ansichten zum Thema Bilderverehrung, Gottesdienstgestaltung, Abendmahl und Kirchenzucht. Luther wirft Calvin vor, die Menschen zu sehr in ihrer Lebensweise zu kontrollieren und zuviel Wert auf die Ordnungen der Kirche zu legen. Calvin wiederum erkennt bei Luther zuviele Reste des "papistischen Christentums" und zuviel Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse des einfachen Volkes. Beide legen den Hauptwert auf die Vermittlung der "Gerechtigkeit durch Gnade" ,die Orientierung an der Ehre Gottes und der heiligen Schrift als Richtschnur. Im Dialog bekommt das Eigene klare Konturen und es wird verständlich, wie es zur Bildung von zwei evangelischen Konfessionen kommen konnte. Trotz der Überzeichnung Calvins als "streng" und "ernst" ein Buch, dass historische Hintergründe und konfessionelle Strömungen auf gut lesbare Weise verständlich macht.
Bettina Rehbein
Jasmund, Birgit: Luther und der Pesttote. Historischer Roman.
Berlin: Aufbau 2016. 431 S. ; 19 cm. ISBN 978?3?7466?3189?9, kt.: 9,99 €
Roman über die Hinter? und Beweggründe des Thesenanschlags 1517 in Wittenberg.
2017 wird das Reformationsjubiläum gefeiert. 500 Jahre Reformation. Birgit Jasmund lässt in ihrem historischen Roman die Zeitumstände des Jahres 1517 lebendig werden. Ihr lebendiger Erzählstil lässt die Ereignisse in Wittenberg unmittelbar miterleben. Auch wer von den Hintergründen der Reformation nicht viel Ahnung hat, gewinnt einen guten Einblick in die damalige Zeit? und Frömmigkeitsgeschichte. Geschickt verbindet die Autorin historische Fakten mit romanhaften Fiktionen. Eine fesselnde Spannung entsteht durch die Verknüpfung zweier Handlungsstränge. Im Zentrum des einen Erzählfadens steht Martin Luthers Auseinandersetzung mit dem Ablasshandel, im zweiten geht es um Almuth und Tamme. Auch hinter ihrem Erleben stehen historische Fakten. 1517 wütete in Wittenberg die Pest. Eines der Pestopfer soll der Student Tamme gewesen sein. Seine couragierte Verlobte kann das nicht glauben. Sie vermutet ein Verbrechen. Der historische Roman wird dadurch auch ein Liebes? und Kriminalroman. Eine informative, emotionale und äußerst spannende Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum. Sehr zu empfehlen.
Karl Foitzik
Weiss, Sabine: Die Buchdruckerin. Historischer Roman.
Berlin: Ullstein List 2011. 508 S. ; 22 cm. ISBN 978?3?548?61076?4, kart.: 8,95 €
Das (fiktive) Leben der (historischen) Buchdruckerin Margarethe Prüß.
Der Roman versetzt den Leser in die Zeit der ersten Buchdrucke und das ist auch die Zeit Martin Luthers. Mit der Gestalt der historisch belegten Margarethe Prüß aus Straßburg, über die man aber außer ihren Familienverhältnissen so gut wie nichts weiß, erschafft Sabine Weiss ein vielschichtiges Frauenporträt, das den Leser mehr über die Zeit lehrt als manches Geschichtsbuch. Anhand der Person der Prüßin entsteht aber nicht nur ein sorgfältig recherchiertes Sitten? und Gesellschaftsbild, vielmehr erhält der Leser – weniger durch die Autorin als durch die Augen der Buchdruckerin – einen tiefen Blick in die geistigen, politischen und religiösen Veränderungen der Zeit. Revolutioniert durch die neue Kunst des Buchdrucks, prägen diese Veränderungen bis heute das christliche Abendland. Das sensibel erarbeitete Frauenporträt, das durch seine Aufrichtigkeit überzeugt, liest sich zugleich wie eine unterhaltsam geschriebene Kulturgeschichte, die Raum bietet für das geistig?kulturelle Leben Mitte des 16. Jh.s. Für alle historisch und ideengeschichtlich Interessierten.
Astrid van Nahl
Herfurtner, Rudolf: Magdalena Himmelsstürmerin. Ein Roman aus der Lutherzeit.
Hildesheim: Gerstenberg 2013. 318 S. ISBN 978?3?8369?5707?6, geb.: 14,95 €
Ein 14jähriges Mädchen mitten in den Umbruchzeiten der Reformation.
Als ihr Vater und ihr Bruder infolge eines Bergwerksunglücks sterben, wird Magdalena aus ihrem bislang wohlgeordneten Leben in Jüterbog gerissen und zu ihrer Tante Elsbeth, einer bekannten Heilerin, nach Wittenberg geschickt. Doch nicht nur ihr Leben ist im Umbruch, sondern auch das der damaligen Welt, denn in Wittenberg verkündet Dr. Luder, später Luther, seine Aufsehen erregenden neuen Ansichten, die auch Magdalena zum Nachdenken und zum Handeln bringen ? mit gefährlichen Konsequenzen. Mit Magdalena taucht der Leser/die Leserin tief in die Welt und die Zeit der Reformation ein, begegnet mit ihr Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft und ihren Schicksalen und setzt sich mit ihrem Weltbild, ihrem Glauben und Aberglauben sowie den Fragen nach der Wahrheit und mit ihren Lebensentscheidungen auseinander. Dem Autor gelingt es, ein packendes, buntes und facettenreiches Bild der Auseinandersetzungen, Geschehnisse und möglicher Lebensläufe der Reformationszeit zu entwerfen. Empfohlen für Gemeinde? und Schulbüchereien mit Blick auf anspruchsvolle LeserInnen ? besonders geeignet für die Lutherdekade und mögliche Veranstaltungen zum Thema.
Anne Rank
Verbaas, Frans Willem: Göttliches Feuer. Roman.
Dt. von Anna Carstens. Neukirchen?Vluyn: Neukirchener Verl.?Haus 2012. 384 S. ; 21 cm. Aus d. Niederländ. ISBN 978?3?7615?5889?8, geb.: 19,99 €
Roman über die Reformation in Genf unter Johannes Calvin (1509?1564).
Nach einem Streit muss der 15?jährige Henri seinen Geburtsort Rouen verlassen und geht nach Paris, um Theologie zu studieren. Dort begegnet er dem unkonventionellen Mönch Jacques, der ihn mit den Ideen der Reformation bekannt macht. Henri ist fasziniert und folgt Jacques nach seinem Studium in dessen Heimatort Genf, wo sich kurz darauf der berühmte Theologe Johannes Calvin niederlässt, der fortan versucht, Genf von den altkirchlichen Traditionen zu befreien und die reine, reformatorische Lehre einzuführen. Dabei stößt er mit seinen strengen, unbarmherzigen Regeln jedoch auf Widerstand und Henri, inzwischen Pfarrer einer renommierten Gemeinde, wird zu seinem erbitterten Gegner. Aber Calvin hat den Rat der Stadt fest im Griff und Henri wird schon bald strafversetzt, nach der Teilnahme an einer verbotenen Tanzveranstaltung sogar inhaftiert und muss die Stadt schließlich verlassen. ?Gekonnt lässt der Autor die führenden Köpfe der ereignisreichen Genfer Reformationszeit lebendig werden. Ein hoch interessanter, gut verständlicher Roman, sehr zu empfehlen auch für Büchereien weiterführender Schulen und für die Gemeindearbeit.
Elisabeth Schmitz