Das Amt müsse "nicht auf Dauer als kirchentrennend angesehen werden", auch wenn die "Wegstrecke zu einer Einigung nicht zu unterschätzen ist", sagte der bayerische Landesbischof der Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (November-Ausgabe). Die unterschiedlichen Lehren vom Amt und vom Abendmahl seien die Themen, "die einer Einheit noch am meisten entgegenstehen", sagte Bedford-Strohm. Doch wie in der Rechtfertigungslehre sollten die beiden Kirchen auch hier in der Ökumene zu einem "differenzierten Konsens" kommen. Der Schlüssel beim Amtsverständnis liege "in der Besinnung auf Christus", sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten. Denn beide Kirchen teilten die Überzeugung, "dass das Amt uns von Gott, von Christus gegeben ist".
Die Unterschiede im Amtsverständnis liegen in der Sukzession, also der Frage, wie die Ämter auf Bischöfe und Pfarrer übertragen werden. Die römisch-katholische Kirche sieht ihre heutigen Bischöfe durch eine ununterbrochene Kette von Handauflegungen bei der Weitergabe des Amts mit den biblischen Aposteln vor rund 2.000 Jahren verbunden. Daraus leitet Rom eine Vorrangstellung ab und wertet zugleich die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen als zweitrangig ab - weil diese Kette in den meisten Kirchen unterbrochen wurde. Für die evangelische Kirche liegt die Weitergabe in der Bibel, die Ämter werden durch die Gemeinde übertragen. Über die sogenannte Apostolische Sukzession wird allerdings seit langem auch in der katholischen Kirche kontrovers diskutiert.
Bedford-Strohm räumte ein, dass es zwischen Katholiken und Protestanten in Deutschland auch in einigen bioethischen Fragen Unterschiede gibt. Das gelte am ehesten für den Umgang mit Homosexualität und der Pluralisierung von Lebensformen. Doch inzwischen gebe es in beiden Kirchen Diskussionen darüber, wie sie auf veränderte Lebenssituationen reagieren sollten. "Auch hier haben wir uns also eher angenähert", sagte Bedford-Strohm.
Mit einer "gemeinsamen Stimme" hingegen sprächen beide Kirchen über den Umgang mit Flüchtlingen. Er könne "jeden Satz unterstreichen", den der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, dazu sage. Auch zur Sterbehilfe hätten beide Kirchen gemeinsam Stellung bezogen.