Die Garnisonkirchenstiftung reagierte am Dienstag mit einem Gesprächsangebot an die Linkspartei und rief dazu auf, "gemeinsam eine Kultur des Friedens" zu bauen. "Geschichte mit Scheuklappen einseitiger Betrachtung zu bewerten" helfe nicht dabei, sich der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für Erinnerung und Versöhnung zu stellen, sagte Stiftungsvorstand Wieland Eschenburg dem epd in Potsdam. Die Stiftung sei gerne bereit, der Linken im Bundestag das Bauprojekt ausführlich vorzustellen.
Die Bundesregierung wird in dem Antrag der Linksfraktion aufgefordert, "sich nicht finanziell am Gesamtprojekt oder an Teilprojekten zum Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche zu beteiligen" und "die Inaussichtstellung einer finanziellen Beteiligung durch den Bund zurückzunehmen".
Der Wiederaufbau des Turms der früheren preußischen Militärkirche sei in der Potsdamer Stadtgesellschaft und auch in christlichen Kreisen hoch umstritten, heißt es zur Begründung: "Der Wiederaufbau ausgerechnet dieses Kirchenbaus ist nicht vergleichbar mit der Wiedererrichtung etwa der Dresdner Frauenkirche und könnte das große friedenspolitische Engagement vieler Kirchgemeinden diskreditieren."
Die Finanzierung des Vorhabens sei "hochgradig unsicher und intransparent", heißt es weiter im Antrag der Linken. Angesichts des aktuellen Erstarkens rechtsnationaler und neonazistischer Kräfte in Deutschland und in Europa bestehe zudem "die reale Gefahr", dass der Ort wegen seiner Geschichte "bewusst missbraucht und für rechtsextreme Kultveranstaltungen genutzt werden" könnte. Eine finanzielle Beteiligung des Bundes wäre deshalb "nicht nur Verschwendung von Steuergeld, sondern ein völlig falsches politisches Signal".
Für den geplanten Wiederaufbau des Turms der Potsdamer Garnisonkirche könnten in Kürze fünf Millionen Euro kirchliche Kredite zur Verfügung stehen. Der evangelische Kirchenkreis Potsdam prüfe derzeit die Gewährung eines Darlehens in Höhe von 250.000 Euro, heißt es im Bericht der Kirchenleitung an die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, die ab Mittwoch zu ihrer Herbsttagung in Berlin zusammenkommt. Die Landeskirche hatte bereits vor einigen Monaten einen Kredit in Höhe von 3,25 Millionen Euro für die Garnisonkirche beschlossen, von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sollen weitere 1,5 Millionen Euro kommen.
Für den Wiederaufbau des Turms der 1945 zerstörten und 1968 in der DDR abgerissenen Garnisonkirche waren zunächst rund 40 Millionen Euro veranschlagt. Dafür wurden aus dem Bundeskulturhaushalt zwölf Millionen Euro Fördermittel in Aussicht gestellt. Weil die restlichen Mittel bislang nicht aufgebracht werden konnten, will die Stiftung nun zunächst eine reduzierte Bauvariante ohne Turmhaube und Zierelemente errichten, die rund 26 Millionen Euro kosten soll.