In dieser Anlehnung an einen Psalm des niederrheinischen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch lege die Evangelische Kirche im Rheinland das Hauptaugenmerk im Reformationsjahr laut Pressemitteilung nicht auf die Erinnerung eines historischen Ereignisses außerhalb des Rheinlands, den sogenannten Thesenanschlag Luthers am 31. Oktober 1517 in Wittenberg: "Vielmehr blickt sie gemeinsam mit den Geschwistern der Ökumene auf den, um den es uns allen geht, weil er der Welt Erlösung allein aus Gnade im Glauben gebracht hat: Jesus Christus", sagte Präses Manfred Rekowski heute auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Das Reformationsjubiläum sei deshalb ein Christusfest. "Entsprechend plant die rheinische Kirche 2017 bewusst ökumenische Feiern mit den Partnern besonders aus der römisch-katholischen Kirche", führte Rekowski aus. Zum Beispiel gestalte so Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck zusammen mit Rekowski einen ökumenischen Versöhnungs-Gottesdienst zur Eröffnung der Gebetswoche für die Einheit der Christen am 22. Januar in Essen. Mit Rainer Maria Kardinal Woelki aus Köln werde eine ökumenische Passionsandacht am 4. März in der Düsseldorfer Johanneskirche und am 31. Oktober eine Abendandacht im Altenberger Dom gefeiert. Und am Pfingstmontag, 5. Juni, würden die Kirchen zu einem großen Christusfest auf die Festung Ehrenbreitstein nach Koblenz einladen“
"Den Reformatoren ging es darum, dass der Glaube mitten ins Leben und ins Herz trifft", sagte Pfarrer Martin Engels, Projektleiter für das rheinische Reformationsjubiläum. "Es wird in allen Bereichen der Kirche gefeiert. Allein in den Kirchenkreisen zählen wir bereits mehr als 500 größere Veranstaltungen und Projekte. Viele sind ökumenisch verantwortet und mit Partnern aus der Zivilgesellschaft gestaltet." So werde zum Beispiel bei 95 Gottesdiensten an ungewöhnlichen Orten ein Grundgedanke der Reformation deutlich: "Zu glauben und über den eigenen Glauben zu sprechen, ist nicht nur bestimmten Menschen hinter Kirchenmauern erlaubt, sondern allen. Der Glaube gehört in den Alltag und muss sich dort bewähren", betonte Engels. So sind beispielsweise ein Jugendgottesdienst zum Auftanken an einer Tankstelle im hessischen Wißmar und ein Abendsegen für Studierende bei Sonnenuntergang auf einem Hügel über Aachen genauso geplant wie ein Dankgebet mitten in der Trierer Einkaufspassage.
Zudem hat die Rheinische Kirche zum Reformationsjubiläum einen Kunstpreis ausgelobt und elf Künstlerinnen und Künstler gebeten, ihre Vision einer Kirche von morgen mit Skulpturen, Rauminstallationen, Fotografien und Malereien darzustellen. "reFORMation – transFORMation" lautet der Titel des Wettbewerbs. Die Arbeiten sind zugleich Teil einer Wanderausstellung, die 2017 in fünf rheinischen Stadt- und Kulturkirchen gezeigt wird. Die Ausstellung beginnt am 10. März in der Düsseldorfer Johanneskirche. An diesem Tag wird dort auch der mit 3000 Euro dotierte Kunstpreis vergeben.
Das Reformationsjahr 2017 als Christusfest zu feiern biete die Chance, Zukunft gemeinsam zu gestalten, sagte Präses Rekowski. Er sprach von einem möglichen Paradigmenwechsel in Kirchen und Gemeinden: "Statt Ökumene angesichts geringerer personeller und finanzieller Ressourcen als nicht länger zu leistende Mehrarbeit zu beklagen, gilt es, die Entwicklung von Formen kooperativer, arbeitsteiliger und stellvertretender Ökumene langfristig als Entlastung zu begreifen."