Die Kirchenleitung hatte am 17. Oktober – für viele überraschend – beschlossen, dass Segnungsgottesdienste in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ab nächstem Jahr auch in öffentlichen Gottesdiensten statt nur in seelsorgerlichem Rahmen möglich sind. Pfarrerinnen und Pfarrer müssen sich mit dem Kirchenvorstand absprechen und eine Segnung darf nicht "Trauung" genannt werden.
Trotz der Einschränkungen sei dies "ein großer Schritt in die richtige Richtung", freut sich Pfarrer Christoph Maier, Sprecher des "Forums für Gemeinschaft und Theologie". "Beachtlich" findet Maier vor allem die einleitende Feststellung zum Verständnis der Bibel in der verabschiedeten Handreichung. Demnach beziehen sich "die kritischen Bibelstellen nicht auf vor Gott und den Menschen verantwortete Lebenspartnerschaft". Eine solche Einsicht sei vom Forum für Gemeinschaft und Theologie immer wieder gefordert worden. "Es war gut und richtig, an dieser Stelle nicht locker zu lassen", so Christoph Maier.
"Erstaunlich" sei auch, dass die Handreichung mit dem "Treueversprechen" einen liturgischen Baustein anbiete, der in Gottesdiensten zur Eheschließung bis jetzt noch nicht vorgesehen sei. Zum Hintergrund: Einen Gottesdienst zur Eheschließung feiern heterosexuelle Paare, bei denen einer der Partner nicht der Kirche angehört. "Die Traufragen müssen im Gottesdienst zur Eheschließung entfallen", zitiert Maier eine Handreichung zum Gottesdienst zur Eheschließung von 1989. "Die jetzt vorgelegte Handreichung für gleichgeschlechtliche Paare geht damit im liturgischen Vollzug noch über die Möglichkeiten eines Gottesdienstes zur Eheschließung hinaus", betont der Sprecher.
Das "Forum für Gemeinschaft und Theologie" in Sachsen hat zum Ziel, "Menschen zu versammeln, die sich einen weltoffenen Geist in der Landeskirche wünschen". Die Sächsische Landeskirche wirkt aus ihrer Sicht "in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend isoliert und regressiv". Das Forum wolle "ein klares und lautes Zeichen setzen für eine aufklärende Theologie, für Offenheit und Vielfalt unserer Kirche und gegen Diskriminierung zum Beispiel von gleichgeschlechtlich liebenden Menschen".