Berlins evangelische Christen erhalten in dieser Woche persönlich Post von der Kirchenleitung. Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein stellte ihren "Berliner Brief" am Sonntag am Rande eines Gottesdienstes in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am Breitscheidplatz vor. Er wird vom 10. bis 14. Oktober an rund 425.000 Haushalte zugestellt und soll mehr als eine halbe Million Menschen erreichen, teilte die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) mit.
Das traditionell "Berliner Brief" genannte Schreiben der Generalsuperintendentin wird alle zwei Jahre an die Gemeindeglieder in den Berliner Kirchenkreisen versendet. Mit der Arbeit in den Gemeinden würden ungefähr 20 bis 30 Prozent der Mitglieder erreicht. "Ich möchte mich mit diesem Brief auch an alle anderen wenden. Sie sollen ein Zeichen bekommen von ihrer Kirche, sollen sehen, dass wir sie auch im Blick haben und mit ihnen rechnen", sagte Trautwein. Die evangelischen Christen in der Stadt sollten "voneinander wissen".
In dem Brief geht Trautwein auf aktuelle Herausforderungen ein und beklagt "Angstmacherei" etwa im Umgang mit Geflüchteten, die zu einer Spaltung des Landes führe. Zwar sei auch sie selbst nicht frei von Angst vor Terror und Gewalt, aber: "Wenn wir uns öffnen, wenn wir auf Menschen zugehen und uns unseren Ängsten stellen, dann können wir damit umgehen", schreibt die Generalsuperintendentin. Trautwein blickt in dem persönlichen Schreiben auch auf den Deutschen Evangelischen Kirchentag im kommenden Frühjahr in Berlin voraus und lädt alle Kirchenmitglieder herzlich dazu ein.
Bei dem Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurden am Sonntag auch Menschen begrüßt, die im vergangenen Jahr in die Berliner evangelische Kirche eingetreten waren. Sie erhielten den Brief von Trautwein persönlich. Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, zeigte sich berührt davon, dass Menschen im Erwachsenenalter in die Kirche eintreten. Die Institution und die Gemeinschaft Kirche funktionierten nur dann, wenn viele bereit seien, ihren Beitrag zu leisten, sagte Dröge am Samstag in seinem "Wort des Bischofs" im RBB-Hörfunk. Kirche kostet zwar Geld. Die Kirchensteuer sei aber so bemessen, dass keiner über die Maßen belastet werde, fügte er hinzu.
Die Generalsuperintendenten leiten die drei regionalen Sprengel der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in Berlin, Görlitz und Potsdam. Sie gehören der Leitung der Landeskirche an.