Zuflucht fanden die meisten Menschen stattdessen im Nahen Osten, Afrika, Asien und der Türkei. Der Amnesty-Report stützt sich auf Daten der Vereinten Nationen und geht von 21 Millionen Flüchtlingen weltweit aus. Binnenvertriebene, also Flüchtlinge im eigenen Land, wurden dabei nicht berücksichtigt. Auch Asylbewerber, die noch nicht als Flüchtlinge anerkannt sind und deren Zahl in Deutschland in die Hunderttausende geht, fallen nicht darunter.
Kritik: Verantwortung bleibt auf der Strecke
An der Spitze steht dem Report zufolge Jordanien mit 2,7 Millionen Flüchtlingen, von denen gut zwei Millionen Palästinenser seien und schon seit Jahrzehnten in dem Land lebten. Danach kommt die Türkei mit über zweieinhalb Millionen Flüchtlingen, vor allem aus Syrien. An dritter Stelle steht Pakistan (1,6 Millionen). Es folgen der Libanon, Iran, Äthiopien, Kenia, Uganda, die Demokratische Republik Kongo und der Tschad.
Amnesty warf den wohlhabenden Staaten vor, ihrer Verantwortung nicht gerecht zu werden. Das Problem sei nicht die weltweite Zahl der Flüchtlinge, sondern die Tatsache, dass die reichen Länder nur so wenige Schutzsuchende aufnähmen, erklärte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty. Die Organisation rief deshalb zu einer gerechteren Verteilung auf. Diese solle sich an objektiven Eigenschaften der Aufnahmeländer orientieren.
Verdeutlicht wurde dies am Vergleich von Libanon und Neuseeland. Beide Länder hätten ungefähr dieselbe Bevölkerungszahl, das Wirtschaftswachstum und die Fläche von Neuseeland seien aber viel größer. Dennoch beherberge der Libanon mehr als 1,1 Millionen syrische Flüchtlinge, während Neuseeland nur 250 von ihnen aufgenommen habe. Würden objektive Kriterien angelegt, müsste Neuseeland 3.466 Flüchtlinge aufnehmen. Auch dies sei eine "handhabbare Zahl", erklärte Amnesty.