"Auch der barmherzige Samariter der Bibel fragt gerade nicht nach Kulturkreis, Nationalität oder den Grenzen seiner Möglichkeiten, als er dem Opfer eines Raubüberfalls am Straßenrand hilft", sagte Ulrich den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstagsausgaben). Für den Samariter zähle nur eines: "unmittelbar zu helfen, die Not des Fremden vor ihm zu lindern".
Ulrich, der als Leitender Bischof die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) repräsentiert, stellte sich damit gegen das Positionspapier des CSU-Vorstands zur Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik, das einen "Vorrang für Zuwanderer aus unserem christlich-abendländischen Kulturkreis" vorsieht. Nordkirchen-Bischof Ulrich sieht in dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter christliche Nächstenliebe definiert. "Und daran sollte christlichen Werten verpflichtetes politisches Handeln orientiert sein", sagte er.
Ulrich schloss sich damit der Kritik anderer Spitzenvertreter der Kirchen an. Der katholische Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, warf der CSU eine Spaltung der Gesellschaft vor. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, nannte das Flüchtlingspapier "unchristlich".
Auch der Vorsitzende der Fraktion der Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament, Manfred Weber (CSU), hat indirekt Stimmen in seiner Partei widersprochen, die noch vor wenigen Tagen sich dafür ausgesprochen hatten, künftig nur noch eine Zuwanderung aus christlich geprägten Ländern zu ermöglichen. "Es ist nicht akzeptabel, dass wir in Europa diskutieren, dass wir nur Christen aufnehmen. Flüchtlinge sind Menschen in Not, egal welche Religion sie haben", erklärte Weber im phoenix Tagesgespräch.