Zur Wiedereröffnung der Schlosskirche, die vom Predigerseminar verwaltet wird, haben neben der dänischen Königin Margrethe II. auch Bundespräsident Joachim Gauck und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, ihre Teilnahme zugesagt. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wird am 2. Oktober offiziell Eigentümer der Kirche.
Die Schlosskirche gilt als Ausgangspunkt der Reformation vor rund 500 Jahren, weil Martin Luther (1483-1546) dort am 31. Oktober 1517 seine kirchenkritischen 95 Thesen angeschlagen haben soll. Die dänische Königin werde zur Wiedereröffnung ein Antependium überreichen, sagte der Kustos des Schlosskirchenensembles, Jörg Bielig, am Donnerstag in Wittenberg.
Das einzige Predigerseminar in Ostdeutschland
Das 200-jährige Bestehen des Predigerseminars wird bereits am 30. September mit einem Festgottesdienst in der Schlosskirche gefeiert. Die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann, die auch Vorsitzende des Kuratoriums ist, werde predigen, sagte die Direktorin des Predigerseminars, Hanna Kasparick. Anschließend werde eine kleine Prozession zum Schlosshof ziehen, um die dort entstandenen neuen Räume des Seminars offiziell in Empfang zu nehmen.
"Das neue Gebäude des Predigerseminars wird nach einer Frau des 20. Jahrhunderts, Christine Bourbeck, benannt, die in den 60er Jahren das erste Vikarinnenseminar in Berlin gründete", kündigte Kasparick an. Für den Abend des 30. September sind die Türen für Besichtigungen und Gespräche geöffnet.
Für den 1. Oktober sei unter anderem ein Symposium zum Thema "Wie wünschen Sie sich Ihre Pfarrerin/Ihren Pfarrer?" geplant. Zudem werde die Sonderausstellung "Gehrock, T-Shirt und Talar" zur Geschichte des Predigerseminars im Augusteum eröffnet. Die Schau wird bis zum 29. Januar 2017 zu sehen sein und beleuchtet die Sozial- und Alltagsgeschichte des Predigerseminars im Wandel der Zeit.
Das Evangelische Predigerseminar in Wittenberg wurde vor 200 Jahren gegründet und ist damit eine der ältesten Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Es ist zudem das einzige Predigerseminar in Ostdeutschland, für die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, die Evangelische Landeskirche Anhalts und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens.
In Anwesenheit des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. wurde das Predigerseminar 1817 zum 300. Reformationsjubiläum feierlich eröffnet. Ziel war es, zukünftige Pfarrer durch praktische Übungen auf Predigt, Unterricht, Seelsorge und Gemeindeleitung vorzubereiten. Heute werden laut Kasparick pro Jahrgang rund 65 Vikare und Vikarinnen in Wittenberg ausgebildet.