Die Alphabetisierungsrate bei den über 15-Jährigen liegt bei 86 Prozent, das entspricht einem Anstieg um vier Prozentpunkte seit dem Jahr 2000. Trotz dieses Fortschritts verlaufe die Entwicklung aber zu langsam, um das in der Globalen Nachhaltigkeitsagenda festgelegte Bildungsziel bis 2030 erreichen zu können, erklärte die deutsche Unesco-Kommission in Bonn.
Die UN-Bildungsorganisation forderte die internationale Gemeinschaft auf, mehr in lebenslanges Lernen zu investieren. "Nur wenn Menschen lesen und schreiben können, sind sie in der Lage, sich selbstständig zu informieren", sagte Vorstandsmitglied Walter Hirche. "Lese- und Schreibkompetenzen sind notwendig, damit sich Menschen aus der Armut befreien können und ihnen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Geschlechtergerechtigkeit, Frieden und Sicherheit möglich ist."
In Deutschland 2,3 Millionen Analphabeten
In Deutschland gibt es laut Unesco rund 7,5 Millionen sogenannte funktionale Analphabeten, die lediglich einzelne Sätze lesen oder schreiben können. Davon gelten 2,3 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren als vollständige Analphabeten. "Alltägliche Texte wie die Geburtstagseinladung, der Arbeitsvertrag oder der Arztbrief sind für sie eine Herausforderung", erklärte Hirche. "Das müssen wir ändern."
Die Alphabetisierungsrate von erwachsenen Frauen erhöhte sich laut Unesco in den vergangenen 15 Jahren von 77 Prozent auf 83 Prozent. Auch die Zahl der Jugendlichen mit Lese- und Schreibkompetenzen habe dank besserem Schulzugang und Schulpflicht kontinuierlich zugenommen. Heute beträgt die Alphabetisierungsrate von Jugendlichen demnach weltweit 91 Prozent. Gleichwohl könnten viele Jugendliche in Afrika südlich der Sahara (Alphabetisierungsrate: 71 Prozent) und Südasien (84 Prozent) noch immer nicht lesen und schreiben. Auch die Alphabetisierungsrate von jungen Frauen in Afrika südlich der Sahara von lediglich 66 Prozent zeige eine extreme Benachteiligung.
Zum Welttag am 8. September vergibt die Unesco jedes Jahr Preise an innovative Alphabetisierungsprojekte. In diesem Jahr gehen die mit insgesamt 100.000 Dollar (knapp 9.000 Euro) dotierten Auszeichnungen an Bildungsinitiativen aus Indien, Südafrika, Thailand, Vietnam und dem Senegal.