"Wir wollen die personelle Begegnung intensivieren und daneben eine ausreichende finanzielle Unterstützung aufbauen", sagte der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, am Mittwoch beim Besuch einer Delegation evangelischer Christen aus Syrien und dem Libanon in Hannover. Im Gespräch ist unter anderem eine Schulpartnerschaft. In Syrien gibt es vier evangelische Schulen, in Niedersachsen sechs.
"Wir hoffen, dass sich auch eine Kirchengemeinde findet, die eine Partnerschaft mit einer Gemeinde dort eingeht", sagte Meister. Denkbar seien auch freiwillige Einsätze junger Erwachsener in einem Flüchtlingscamp im Libanon. Dort lebten zahlreiche Flüchtlinge aus Syrien. Freiwillige könnten dort in der Bildungsarbeit helfen und Schulen unterstützen. Meister hatte sich im Januar bei einer Reise nach Beirut über die Situation der Christen in Syrien informiert.
Kirchen zerbombt und Christen vertrieben
Auch die Evangelisch-reformierte Kirche will ihre Verbindungen in den Nahen Osten ausbauen. Die Christen in der Region brauchten Solidarität, sagte Kirchenpräsident Martin Heimbucher in Leer. "Sie benötigen finanzielle Hilfe für ihre Projekte und geistliche und ideelle Rückenstärkung in ihrem gesellschaftlichen Engagement." Die reformierte Kirche wolle den Frieden im Nahen Osten zu einem Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit machen.
Die syrisch-libanesische Delegation besucht zurzeit mehrere Kirchen in Deutschland. Vor dem Bürgerkrieg hätten Muslime und Christen in Syrien friedlich zusammengelebt, betonte der Generalsekretär der dortigen Evangelischen Nationalsynode, Joseph Kassab. Doch mit dem fundamentalistischen Islam habe sich die Situation grundlegend gewandelt. Kirchen seien zerbombt und Christen vertrieben worden. "Viele Christen wurden getötet, allein deshalb, weil sie Christen waren."
Die meisten syrischen Christen setzten ihre Hoffnungen auf den Präsidenten Assad, sagte Kassab. Dieser sei die bessere Alternative als die dschihadistischen Gruppen. Zudem dürfe Syrien kein "zerfallener Staat" werden wie Somalia.
Pfarrer Mofid Karajili aus dem zerstörten Homs berichtete, vor dem Krieg hätten rund 70.000 Christen in der dortigen Altstadt gelebt. Alle seien vertrieben worden. Nur 7.000 seien zurückgekehrt, nachdem die radikalen Muslime abgezogen seien. Inzwischen öffneten aber wieder Cafés und Restaurants. "Das gibt uns das Gefühl der Hoffnung."
Najla Kassab, die Leiterin der kirchlichen Bildungsarbeit im Syrien und im Libanon, baut auf die christlichen Schulen. Hier lernten Christen und Muslime schon als Kinder, friedlich zusammenzuleben: "Diese Schulen bieten ein Modell des Respekts an, und wir hoffen, das auf die ganze Gesellschaft übertragen zu können."