"Die olympische Idee hat ihre Seele verloren", sagte der frühere Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen am Samstagabend im "Wort zum Sonntag" in der ARD. Zwar werde Olympia schon immer von der Politik vereinnahmt und auch Doping verzerre die sportliche Fairness schon lange. "Aber jetzt stinkt der Fisch vom Kopf her", sagte Buß mit Blick auf den Umgang des IOC mit systematischem Doping in Russland.
Doping sei für Bach und das IOC "offenbar zur lässlichen Sünde geworden", beklagte der 69-jährige Pfarrer aus Unna. Er kritisierte vor allem den Umgang mit der russischen Leichtathletin Julia Stepanowa, die offengelegt habe, "wie Staatsdoping geht", und vom IOC wegen angeblicher ethischer Defizite von den Spielen in Rio ausgeschlossen worden sei. "Der größte Verstoß gegen die olympische Idee ist jetzt wohl Zivilcourage", sagte Buß. "Die Botschaft an die Olympioniken ist klar: Klappe halten - oder ihr fliegt raus."
Die Welt-Anti-Doping-Agentur hatte wegen Beweisen für staatlich gedecktes Doping in Russland den Ausschluss des Landes von den Olympischen Spielen empfohlen. Das IOC lehnte dies jedoch ab und rund 280 russische Sportler gingen in Rio an den Start. Die Whistleblowerin Stepanowa, die früher selbst in das russische Doping-System verstrickt war, fürchtet nach eigenen Angaben wegen ihrer Enthüllungen um ihr Leben und lebt mit ihrem Mann an einem geheimen Ort.
Buß bezeichnete die olympische Idee von Fairness, Völkerverständigung und Toleranz als großartig. Sie wurde nach Ansicht des westfälischen Altpräses, der Vorstandsvorsitzender der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW ist, bei den Sommerspielen in Rio auch in sozialer Hinsicht "verkauft". So hätten Favelas weichen müssen, Tausende Menschen seien aus ihren Hütten vertrieben worden. "Brasilien bezahlt die Party aus Steuergeldern, den Gewinn aber streicht nicht das brasilianische Volk - den streichen andere ein", kritisierte Buß.